Für einmal war die Jugend Schweizermeisterschaft mit mehrheitlich sonnigem Wetter gesegnet. Und die Sonne schien auch den Funken in unseren Athleten entzündet zu haben, warteten sie doch mit sehr guten Leistungen auf: Allen voran natürlich Samuel Wunderli, der sich selbst zum König der Lüfte, zum Schweizermeister im Stabhochsprung kürte.
Samuel Wunderli: 1 x Gold, 2 x Bronze und 1 x 4.
Obwohl der Wettkampf eine Schweizermeisterschaft war, hatte sich Samuel ein Mammutprogramm vorgenommen und startete gleich in vier Disziplinen. Die erste war der Stabhochsprung: Dort war er mit einer Bestleistung von 2.60m in die Saison gestartet und hatte sich überraschend den Titel des Kantonalmeisters mit einer Höhe von 3.40m erobert. Im Training hatte Samuel seit diesem Zeitpunkt auch enorme Fortschritte erzielt und war nun soweit, dass er mit dem härtesten Stab springen konnte, den der LCR zu bieten hat. Als Nummer vier gesetzt ging Samuel in den Wettkampf und meisterte die ersten Höhen souverän. Sogar der 80m-Vorlauf, den er zwischendurch zu absolvieren hatte, konnte ihm und seinen Sprüngen nichts anhaben. Bei 3.70m, die an der Vorjahres-SM zu Gold gereicht hätten, befanden sich dann immer noch fünf Athleten im Rennen, doch bei jeder weiteren Höhe musste ein Konkurrent mehr die Segel streichen. Schliesslich verblieb bei einer Höhe von 4.00m nur noch ein weiterer Athlet neben Samuel, der sich jedoch bei seinem ersten Anlauf eine Zerrung einfing und aufgeben musste. – Damit war klar, dass Samuel Gold und den Schweizermeistertitel erobert hatte! – Dennoch probierte Samuel, auch diese Höhe noch zu packen (, denn schliesslich hatte er ja noch 15 Minuten Zeit bis 80m-Zwischenlauf !). Und so kam es denn auch, dass Samuel im zweiten Versuch auch diese Höhe noch meisterte und damit nebst dem Titel auch noch den Vereinsrekord und die magische 4-Meter-Grenze knackte.
Im 80-Meter-Sprint hatte Samuel sowohl seinen Vorlauf als auch den Zwischenlauf souverän gewonnen (9.43s / 9.57s) und sich für den Final qualifizieren können. Dort schienen die Ränge 1 und 2 unerreichbar. Samuel war zwar als Nummer Fünf gesetzt, aber eine Bronzemedaille konnte es aber mit einem starken Lauf immer noch werden – und die wurde es dann auch: In 9.47s und somit nur 0.03-Sekunden hinter seiner PB wurde er klar Dritter und konnte sich somit seine zweite Medaille an diesem Tag umhängen lassen.
Am Sonntag ging es für ihn dann weiter mit dem Hochsprung. Allerdings waren ihm die Anstrengungen des Vortages auch in seinen Sprüngen durchaus anzusehen. Auf Rang sieben war Samuel gemäss Programm ausgeschrieben, doch schienen auch die nominell vor ihm anzutreffenden Athleten nicht in Bestform zu sein. Schon bei 1.76m fiel die Latte ein erstes Mal zu Boden und die Angst kam auf, dass sich dieser Fehlversuch noch rächen könnte: Auch bei 1.79m gelang es Sam erst im zweiten Versuch (und mit heftig zitternder Latte und viel Glück) die Höhe zu meistern und es sah so aus, als ob von den vier im Wettkampf verbleibenden Athleten nur noch einer noch höher zu springen imstande wäre. Und genau so war es denn auch: Der Schweizermeister war unangefochten, doch die Ränge zwei bis vier mussten über die Anzahl Fehlversuche entschieden werden. Glücklicherweise hatte einer dieser drei Athleten bei einer tieferen Höhe auch schon einen Fehlversuch hinnehmen müssen und so klassierte sich Samuel mit ihm zusammen auf Rang drei des Wettbewerbs – seine dritte Medaille.
Im Weitsprung schienen Samuels Reserven dann definitiv aufgebraucht zu sein und er setzte sämtliche Sprünge in die Region von 5.60m. Allerdings war die Konkurrenz mit Ausnahme zweier Athleten auch nicht viel besser und so genügten 5.88m zur Bronzemedaille, bevor Samuel zu seinem berüchtigten letzten Sprung Anlauf nahm. Und einmal mehr konnte er noch einmal alles geben, traf den Balken perfekt und sprang mit 5.92m direkt auf das Podest – aber leider nur vorübergehend. – Der entmachtete Dritte konnte sich auch noch einmal zusammenreissen und setzte einen Satz von 6.22m in den Sand und verwies Samuel auf undankbaren (aber bei seinen Resultaten an diesem Wochenende durchaus verkraftbaren) vierten Rang.
Jakob Wunderli: Verletzt auf Rang 5!
Höhen und Tiefen hatte Jakob dieses Jahr im Stabhochsprung erfahren müssen: Nach einem optimalen Start in die Saison und der Egalisierung des Vereinsrekords von 3.80m, durfte man insgeheim auf eine gute Rangierung an der Schweizermeisterschaft hoffen. Doch dann verletzte er sich Ende Juni an den regionalen Meisterschaften in Davos und konnte seither nicht mehr trainieren. Und auch nach dem Einwärmen verspürte Jakob immer noch Schmerzen und für einen Augenblick stand sein Einsatz an der SM auf Messers Schneide. Schliesslich entschieden wir uns, auf das Einspringen zu verzichten und direkt bei 3.60m in den Wettkampf einzusteigen. – Ein Sprung würde reichen, damit er sich weit vorne klassieren konnte. Dieser Sprung gelang denn auch und die Schmerzen waren auch noch nicht so gross, als dass Jakob schon hätte aufgeben müssen.
Bei 3.80m kam dann noch die erschwerend die Inkompetenz eines Kampfrichters hinzu, der nicht wusste, dass der Springer bei Nichtüberqueren der Nulllinie den Sprung wiederholen darf. Doch nachdem schliesslich ein Schiedsrichter hinzugezogen worden war, durfte Jakob den Sprung wiederholen, was auch bitter nötig war: Erst im dritten Versuch gelang es Jakob nämlich, seine gewohnte Höhe zu überspringen und sich Rang Fünf auf sicher zu ergattern. – Schliesslich blieb es denn auch dabei, zeigten sich doch die Auswirkungen des fehlenden Trainings und Einspringens augenscheinlich. Trotzdem darf Jakob mit dieser Leistung mehr als zufrieden sein, hat er doch nebst dem ausgezeichneten fünften Rang auch gleich zwei weitere Ziele für die SM erfüllt: Er hat den Wettkampf „gesund (!)“ überstanden und konnte sich erstmals an einer SM eine gültige Höhe schreiben lassen… – Und den Vereinsrekord von mittlerweile vier Metern, wird er seinem Bruder wohl schon nächste Saison wieder abnehmen…
Marco Lo Presti: PB über 80-Meter-Hürden; 1.63m im Hoch
Zum allerersten Mal ging Marco dieses Jahr an den kantonalen Meisterschaften über die Hürden-Strecke und mit 15.46s unterbot er dabei auch gleich den Richtwert für die SM um 4 Hunderstelsekunden. Im Hochsprung übersprang Marco dieses Jahr einmal die 1.70m und qualifizierte sich damit auch dort für die SM. Leider meinte es der Zeitplan mit Marco nicht besonders gut und so fand der Hürdenlauf nur 20 Minuten nach Beginn des Hochsprungs statt.
Am frühen Sonntagmorgen erschien dann ein sichtlich nervöser Marco, bereit zu grossen Taten… – Im Hochsprung musste er bei der Minimalanfangshöhe von 1.63m (!) beginnen und übersprang die Höhe dann auch im zweiten Versuch souverän. Bei 1.68m konnte Marco seinen ersten Versuch absolvieren, riss aber und musste danach gleich zum Hürdenlauf. Als er zurückkam wurde die Latte bereits auf 1.73m gestellt und Marco hatte nur noch zwei Versuche auf dieser Höhe. Aber diese Höhe war schlicht und einfach noch zu hoch für Marco und so beendete er den Wettkampf als 15. Im eingeschobenen Hürdenlauf zeigte Marco ein sehr schönes und in einer Zeit von 15.01s auch ein sehr schnelles Rennen. Er blieb damit deutlich unter seiner bisherigen persönlichen Bestleistung. Für die Qualifikation für den Zwischenlauf reichte es aber leider trotzdem nicht ganz: Dafür hätte eine Zeit von 14.80s unterboten werden müssen. Schliesslich wurde er auch im Hürdenlauf sehr guter 15. und konnte schliesslich zufrieden auf seine erste SM zurückblicken.
Julia Meier: 9.43m im Dreisprung; Melanie Böllenrücher von der Bahn geschubst
Julias Dreisprung lief nicht ganz nach ihren Wünschen: Über 10 Meter war sie dieses Jahr bereits gesprungen, aber an der SM wollte es dann irgendwie nicht mehr so ganz. Sie sprang 9.43m und klassierte sich somit als 12.
Melanie war im 800m-Lauf der weiblichen Jugend A als Nummer 7 gesetzt. 600 Meter lang war sie im Vorlauf locker an zweiter Stelle gelaufen, als eine andere Athletin sie zu überholen versuchte. Natürlich wehrte sie sich gegen den Angriff und versuchte ihrerseits auf der Innenbahn zu kontern. Dabei kam es (wie in 800-Meter-Läufen so üblich) zu einer Rangelei, bis sich schliesslich auch noch ein gelbes Hütchen einmischte, welches als Bahnberandung diente und Melanie schliesslich zu Fall brachte. Trotz dem Sturz beendete Melanie ihr Rennen, aber hatte natürlich keine Chance mehr, sich für den Final qualifizieren zu können. Schmerzlich war es für sie allemal, doch solche Dinge geschehen sogar einem Profi wie André Bucher, erinnern wir uns doch nur allzu ungern an den Olympialauf von Sydney 2000… – Doch schon zwei Jahre später holte dieser sich dafür den Weltmeistertitel. – Man darf also gespannt sein, mit welchen Leistungen Melanie an der nächsten Meisterschaft aufwarten wird…