Autor: Philippe Renevey
Was Götzis für die weltbesten Mehrkämpfer ist Landquart für die Mehrkämpfer der Schweiz: Ein „Stell-dich-ein“ der Schweizer Mehrkampfelite mit Namen wie Adrian Krebs oder Manuel Liechti auf der Startliste. – Und ebenfalls auf der Startliste standen die Namen dreier LCR-Athleten: Christoph Zwahlen (Kampfname: „Susi“), Christian Glaus und Patrick Habegger. – Letzterer musste allerdings den Start absagen, da er sich einmal mehr seinen Fuss verletzt hatte…
Die Zielsetzung war für beide Athleten klar: Die Punktezahl der kantonalen Mehrkampf-Meisterschaft sollte deutlich übertroffen werden und für Susi sollte endlich die 4000-Punkte-Grenze fallen…
Das in vergangen Jahren immer sonnig strahlende Landquart zeigte sich dieses Jahr allerdings nicht mehr von der besten Seite: Dicke Wolken hingen tief im Tal und verhinderten sogar einen Blick auf die Spitzen der Berge. Im Laufe des Samstages blieb es wechselhaft (prasselnder Regen und sonnige Abschnitte wechselten sich ab) und starker Wind fegte über die Bahn. – Am Sonntag war der Wind dann auch noch eisig kalt!
Susi startete mit einer 100m-Zeit von 12.90s in den Wettkampf. Damit lag sie deutlich hinter den Erwartungen und zu allem Übel traten auch schon die ersten Schmerzen auf. Weiter ging es mit dem Weitsprung, vor welchem Susi bereits ängstlich zitterte: Die letzten beiden Weitsprung-Wettkämpfe bereiteten ihr grobe Anlaufschwierigkeiten, so dass sie nie auf eine würdige Weite springen konnte. Und auch in Landquart wurde es spannend: Nachdem das Einspringen hervorragend geklappt hatte, brach Susi mitten im Flug den ersten Sprung ab. Doch für den zweiten Sprung nahm sie nochmals allen Mut zusammen und lieferte einen sauberen Sprung auf 5.22m, was endlich einer zufrieden stellenden Leistung entsprach. Nach der starken Leistung, die Susi am SVM der Aktiven im Kugelstossen gezeigt hatte, waren die Erwartungen in dieser Disziplin auch gross. – Doch mit 8.12m konnte sie leider nicht an die dort erzielte Weite anknüpfen. Wie nahe Frust und Lust, Hochs und Tiefs an einem Zehnkampf bei einander liegen, durfte Susi danach im Hochsprung erfahren: Nachdem Susi zuletzt im Trainingslager lediglich 1.40m gesprungen war, übersprang sie jetzt eine Höhe von 1.56m und verbesserte damit ihre Bestleistung deutlich. – Und schon war der Kugel-Frust wieder übersprungen… Nach diesen ersten vier Disziplinen waren Susis Beschwerden auch nicht weniger geworden und zum Abschluss des ersten Tages stand noch der 400m-Lauf auf dem Programm: In 58.52s Sekunden fiel dieser für einen ehemaligen Läufer doch eher mager aus… So beendete Susi den ersten Tag mit 2182 Punkten und war damit 22 Punkte als an der kantonalen Meisterschaft. – Und immer noch gut auf 4000-er Kurs.
Der zweite Tag brachte zu Beginn für Susi die Erkenntnis, dass eine bessere Technik auch kontraproduktiv sein kann: Die bessere Hürdentechnik führte dazu, dass Susi zwischen den Hürden weniger Platz hatte und deshalb langsamer rennen musste. Die Zeit von 21.74s lieferte dafür denn auch den Beweis. Für den nächsten Wettkampf wird der Wechseln von 5-er auf 4-er Rhythmus unumgänglich! – Auch im Diskus konnte Susi nicht an die Leistung aus dem SVM der Aktiven anknüpfen, blieb aber mit 19.44m im gewohnten Rahmen. Im Stabhochsprung hatte Susi zuletzt in Altdorf erstmals die 3-Meter-Marke übertroffen und dies sollte hier natürlich wieder gelingen. – Und tatsächlich: Mit einigen Änderungen während des Wettkampfs übersprang sie die Höhe auch diesmal. Damit war sie nun um 93 Punkte besser im Rennen als letztes Jahr und die 4000 Punkte zu erreichen schien kein Problem mehr zu sein… – schien! – Doch in Affoltern hatte Susi einen guten Speerwurf und 1500m-Lauf gezeigt, die er hier zuerst noch hätte erreichen müssen. Aber mit lediglich 36.06m im Speer
und 5:02.88 im 1500m-Lauf reichte es schliesslich dann halt doch nicht: 3954 Punkte resultierten am Schluss… – Die Analyse zeigt, dass Susi vor allem in den Laufdisziplinen Punkte verloren und dafür in den Sprungdisziplinen Punkte gewonnen hat.
Chrigi startete seinen Wettkampf gleich mit einer persönlichen Bestzeit im 100m-Lauf: In 12.38s unterbot er seinen über 3 Jahre alten Rekord um 11 Hundertstel. Im Weitsprung sprang er gleich zweimal auf seine aktuelle Bestweite von 5.50m und hatte damit 64 Punkte gegenüber den Leistungen in Affoltern gut gemacht. Doch diesen Vorsprung sollte er dann auch gleich wieder verspielen: Im Kugelstossen fehlte ihm die Wut im Bauch, so dass er sich mit 8.05m begnügen musste. Und nach dem Hochsprung, den er im Gegenwind mit 1.41m beendete, lag er nun plötzlich 27 Punkte hinter dem Plan zurück. Dafür absolvierte er den abschliessenden 400m-Lauf in 59.82 erstmals unter 60 Sekunden. Somit beendete er den Tag mit 2171 Punkten, immer noch 8 Punkte hinter dem Marschplan zurück.
Auch den zweiten Tag startete Chrigi mit einer neuen PB: Er bewältigte die 110m Hürden-Strecke in 20.94s. Weiter ging der Höhenflug danach im Diskuswurf: Mit 20.25m verbesserte er seinen eigenen Rekord um fast 3 Meter! – Damit lag er nun wieder satte 49 Punkte im Plus. Doch auch dieser Vorsprung wurde sogleich wieder verspielt. Mit viel Pech scheiterte Chrigi im Stabhochsprung dreimal an der Höhe von 2.60m und musste sich mit 2.40m zufrieden geben. – Gott sei Dank hat er den Wettkampf danach nicht, wie im ersten Frust gewollt, aufgegeben. Denn in den letzten beiden Disziplinen trumpfte er nochmals richtig auf: Im Speerwurf gelang ihm ein Wurf auf 33.82m, ebenfalls persönliche Bestweite um über 3 Meter! – Und in einem sehr schnell angegangenen 1500m-Lauf lief er in 5:20.02 noch einmal 8 Sekunden schneller als letztes Jahr. Damit resultierten schliesslich 3750 Punkte, 93 Punkte mehr als in seinem ersten Zehkampf.
Wie in Landquart generell üblich, wartete der LCR mit einer grossen Fangemeinde auf: 10 Betreuer und Fans begleiteten die Athleten während ihrer zweitägigen Leidenszeit und unterstützen sie lautstark. – Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle.
Und während Zinédine Zidane die Engländer im Alleingang bezwang, schliefen unsere beiden Athleten bereits den Schlaf des Gerechten und träumten wohl von den nächsten, grossen Heldentaten.