Autor: Mirco Zwahlen
Letzten Donnerstag hiess es für mich und die ca. 30 köpfige Schweizer Europacup-Delegation die Koffer packen und auf nach Schweden. Das erklärte Minimalziel war es den Ligaerhalt zu schaffen.
Die Schweiz befindet sich momentan in der „First League“, welche nach der „Super League“ (die 8 Topnationen Europas) die 2. höchste Ebene dieses europäischen Ländervergleichs darstellt. Jedes Land stellt in insgesamt 20 Disziplinen den jeweils stärksten Athleten, welcher dann mit den 7 Konkurrenten um die zu vergebenden Rangpunkte kämpft. 1. Rang = 8 Punkte ; 8. Rang = 1 Punkt. Schlussendlich steigt die stärkste Mannschaft auf und die 2 schwächsten Mannschaften ab.
Im Hotel angekommen bezog ich dann zusammen mit Philipp Bandi das bescheidene Hoteldoppelzimmer. Nach einer Weile merkten wir dann, dass das Ausziehsofa das 2. Bett darstellt, na ja immerhin erwischten wir keines derjenigen Zimmer wo das 2. Bett oben am ersten in Form eines „Wandklappbettes“ befestigt war…
Am Samstag begannen die Wettkämpfe und der 1500er war zu meiner Freude
eine der ersten Disziplinen überhaupt. Dies hat den Vorteil, dass man danach das ganze Spektakel und die geniale Stimmung gelöst geniessen kann. Allerdings galt es für mich auch einen guten Auftakt für die Läufer (als grosse Punktehoffnung der Schweiz) zu machen. Die Analyse der Gegner liess mich durchaus zuversichtlich in den Wettkampf steigen, da sollten doch einige Punkte zu holen sein.
Das Rennen wurde wie erwartet taktisch gelaufen und erst 400m vor dem Ziel so richtig lanciert. Zu diesem Zeitpunkt war ich an der Innenkante etwas eingeklemmt und konnte erst an 4. Stelle richtig zulaufen. Mit einer schnellen letzten Runde behauptete ich diesen 4. Platz bis ins Ziel, womit ich 5 Punkte auf das CH-Konto brachte. Mit einer optimalen Position auf der letzten Runde wäre vielleicht noch etwas mehr drin gelegen, aber auf diesem hohen internationalen Niveau wirken sich bereits kleine taktische Fehler stark aus. Im grossen und ganzen bin ich aber sicherlich mit meinem Europacup-Debut zufrieden und wieder um wichtige Erfahrungen reicher geworden.
Nach dem ersten Tag lag die Schweiz auf dem guten 4. Zwischenrang, die Abstände nach vorne wie auch nach hinten waren aber noch ziemlich gering.
Am Sonntag stand für mich der 2. Einsatz auf dem Wettkampfplatz an, diesmal aber „nur“ als lautstarker Fan. Das überschaubare Stadion war mit wohl ca. 6000 Zuschauern randvoll und die Stimmung bei schönstem Wetter kaum zu überbieten. Die begeisterten Schweden machten das Wochenende zu einem richtigen Leichtathletikfest und für mich zu einem genialen Erlebnis. Da wird die Leichtathletik noch richtig „gelebt“ und der Sieg und Aufstieg des schwedischen
Frauenteams heizte das Publikum natürlich noch mehr an.
Wir Schweizer erwischten ebenfalls einen super 2. Tag und verbesserten uns noch auf den 3. Schlussrang. So gut hat die Schweiz schon seit über 10 Jahren nicht mehr abgeschnitten, wenn man bedenkt dass man vor 3 Jahren noch abgestiegen war.
Am Abend war dann noch das Schlussbankett mit Disco angesagt. Die Disco war allerdings auch wegen des hellen Raumes (in Schweden wird es um diese Jahreszeit nie richtig dunkel) nicht gerade berauschend, also gingen jene, die nach dem Samstag Abend noch Reserven hatten noch in den Ausgang.
Das ganze Wochenende war wirklich genial, vor allem auch wegen der guten Teamstimmung. Ich hoffe ich bin nächstes Jahr wieder mit von der Partie, dann vielleicht sogar in derselben Gruppe wie die frühere Leichtathletikmacht Grossbritanien, welche wahrscheinlich zum ersten mal aus der Super League absteigt.