Silber für Joëlle Flück, Bronze für Mirco Zwahlen
Autor: Martin Knill
Zum ersten Mal fanden die Schweizermeisterschaften nicht wie gewohnt Samstag / Sonntag, sondern am Freitag- und Samstagabend statt. Das Ziel, mit einem kompakten Finalprogramm möglichst viele Zuschauer ins Stadion zu locken wurde erreicht und die Stimmung für die Finals war sehr gut. Eine grosse Delegation des LC Regensdorf reiste mit hohen Erwartungen in den sonnig heissen Süden. Erfreulicherweise hat in diesem Jahr mit Jessica Reust auch eine Technikerin die Qualifikation zur SM-Teilnahme erreicht. Für eine optimale Betreuung und lautstarke Unterstützung sorgten die zahlreich mitgereisten Fans und Trainingskollegen aus dem LCR Umfeld.
Freitag ⮳ Qualifikationen
Als erste Athletin vom LC Regensdorf griff die Nachwuchshoffnung Jessica Reust ins Wettkampfgeschehen ein. Zum ersten Mal startete sie bei der Aktiv SM. Mit ihrer persönlichen Bestleistung von 11.56m aus dem vergangenen Jahr hat sie sich für die Teilnahme qualifiziert (ohne bis vor Kurzem davon zu wissen). Werner Lüscher entgeht aber keine Limite und er brauchte dann auch nicht lange um Jessica von einem Start an der „SM der Grossen“ zu überzeugen. „Ich wollte die SM als Vorbereitung für die Nachwuchs Schweizermeisterschaft im September nutzen“, meinte Jessica. Das grösste Verbesserungs-Potential liegt im Moment beim Anlauf. Dieser stimmt noch nicht und so verschenkte Jessica an diesem Wochenende einige Zentimeter beim Absprung. „Es waren wohl fast 30 Zentimeter die ich vor dem Balken abgesprungen bin“. Mit den erreichten 10.87m im 2. Versuch erreichte Jessica mit einer neuen persönlichen Saisonbestweite den 12. Rang. Das Highlight der Saison aus der Sicht von Jessica wird aber die Nachwuchs-SM im September sein. Bis dann sitzt der Anlauf und sie muss sich nur noch auf’s Springen konzentrieren. Nichts weniger als das Podest ist ihr Ziel. Wie das geht weiss sie aus dem vergangen Jahr. Ist sie doch die Vize-Meisterin in ihrer Altersklasse.
Als nächstes galt es für Joëlle Flück im 800m Vorlauf ernst. Dank ihrer guten Form konnte sie im sehr taktisch gelaufenen Vorlauf noch Kräfte sparen und sich souverän für den Final qualifizieren. Alexandra Bosshard zeigte bei ihrer ersten SM-Teilnahme bei den „Grossen“ ein engagiertes und mutiges Rennen und konnte wertvolle Erfahrungen für die Zukunft sammeln und zeigte mit ihren gelaufenen 2:20.67, dass im Herbst an der Nachwuchs-SM wieder mit ihr zu rechnen sein wird. Für eine Finalqualifikation hat es in diesem Jahr bei ihr aber noch nicht gereicht.
Anschliessend starteten mit Stefanie Trutmann und Arlette Meier-Hunger die nächsten 2 LCR-Läuferinnen zum Vorlauf über 1500m. Für Stefanie war das Ziel sich über die Zeitregel für den Final der besten 12 qualifizieren zu können. Im regelmässigen Rennen lief sie mit 4:46.37 nur gut 1 Sekunde über ihrer persönlichen Bestzeit als 8. ins Ziel. Mit den starken Trainingsleistungen der letzten Wochen durfte sie eigentlich mit einer neuen Bestzeit rechnen. Mit der erreichten Zeit und der leider knapp verpassten Finalqualifikation war sie dementsprechend nicht zufrieden. An dieser Stelle erlaube ich mir zu erwähnen, dass mit gefühlten ca. 35 Grad auch nicht
gerade PB-freundliche Temperaturen herrschten. Arlette sicherte sich erwartungsgemäss ohne an ihre Grenzen gehen zu müssen als 2. in ihrem Vorlauf einen Platz im Finalrennen vom Samstag.
Im ersten Vorlauf über 1500m der Männer erreichte Mirco Zwahlen erwartungsgemäss und Andreas Becker mit einem taktisch einwandfreien Lauf, den Final. Für Gian Marco Meier, der zuletzt mit Verletzungspech zu kämpfen hatte, kam die SM sicherlich noch einige Wochen zu früh. Im langsameren der beiden Vorläufe war schnell klar, dass eine Finalquali nur noch mit einem starken Schlussspurt zu erreichen war. Trotz einer kämpferischen Leistung und Wissen nichts falsch gemacht zu haben, hat es für den Final nicht gereicht. In den nächsten 2 Wochen wird sich Gian mit Arlette und der Jungmannschaft im Engadin auf die 2. Saisonhälfte vorbereiten.
Seine Form wird bestimmt noch deutlich steigen, was uns vor allem für die diesjährige Team-und Staffel-SM sehr optimistisch stimmt.
Samstag ⮳ Finals
Um uns optimal auf die Finals vorzubereiten übernachteten wir ca. 30‘ ausserhalb von Lugano in 2 ruhig gelegenen Hotels. Aufgrund des Sommerferienbeginns und eines europaweiten Harley Davidson Treffen in Lugano, übernachteten wir zum Teil sogar in Angestellten-Zimmern, weil anderweitig schon Wochen zuvor alles ausgebucht war.
Den Auftakt zu den Finals machte Arlette über 1500m. Ohne Wassergraben und Hindernisse, an die sie sich mittlerweile gewohnt hat, galt es in diesem Rennen „nur“ 11 Konkurrentinnen hinter sich zu lassen. In einem stark besetzten, für eine SM typisch, taktisch gelaufenen Final fehlte es zum Schluss an der Grundschnelligkeit um ganz vorne mitzumischen. Es resultierte für sie der 7. Schlussrang in einer Zeit von 4:36.26.
Im 800m Final der Frauen war Joëlle fest entschlossen sich für die knapp verpasste Medaille vom letzten Jahr zu revanchieren. Sie war es dann auch welche nach einem äusserst langsam gestarteten Rennen die Initiative ergriff. Mit einem trockenen Antritt nach 350 (gemütlich gejoggten!) Metern trennte sie die Spreu vom Weizen. Von nun an vermochte ihr nur noch die letztjährige Doppelmeisterin und mittlerweile Gelegenheitsgast auf dem Wisacher Monika Vogel zu folgen. Mit einer äusserst schnellen Schlussrunde (61 Sekunden) musste sich Joëlle am Schluss nur Monika geschlagen geben und sicherte sich souverän die silberne Medaille. Die Zeit von 2:16.84 ist in diesem Fall wortwörtlich „2.rangig“. BRAVO!
DAS RENNEN
Kaum ein anderes Rennen hatte in letzter Zeit so viel zu reden gegeben wie der 1500m – Finallauf der Männer. Mirco Zwahlen’s grosses Ziel dieser Saison war die Teilnahme an den Europameisterschaften in Barcelona. Bereits 2mal ist er mit weniger als 1 Sekunde extrem knapp an der Limite gescheitert. Die letzte Chance war also DIESES Rennen. Für einmal ging es darum nicht primär um den Titel, dieser wäre bei einem erfolgreichen Limitenlauf wohl nur noch das Tüpfchen auf dem i gewesen. Weil an einem Meisterschaftsrennen normalerweise nur Medaillen und nicht die erreichte Zeit eine Rolle spielen, war Mirco darauf angewiesen, dass sich jemand opfert und für eine schnelles Tempo sorgt, damit die Chance auf ein schnelles Rennen bestand. Ali Hakimi vom LC Schaffhausen sorgte am Anfang für ein gutes Tempo. Nach 400m in 58 Sekunden war die Welt noch in Ordnung und Mirco mit einem super Laufgefühl noch auf Kurs. Leider ist dann das Tempo etwas eingebrochen und als der 2. Tempomacher an der Reihe war, war das Tempo bereits zu langsam. Jener Pacer wollte/konnte wie erwartet nicht wie gewünscht und abgemacht weiter aufs Tempo drücken, so wurde bald klar, dass es mit der Limite nicht mehr klappen würde. Mirco’s Gegner kamen darum immer näher und auf der Zielgeraden musste er sich seit langem wieder einmal geschlagen geben. Mit der verpassten Limite und der Bronze-Medaille ist Mirco verständlicherweise überhaupt nicht zufrieden. Mirco war bestimmt nicht der einzige der sich nach diesem Rennen leer gefühlt hat. So erging es manch einem Trainingskollegen und Betreuer aus unseren Reihen. Irgendwie schon verrückt, auf welch hohem Niveau wir uns hier beklagen. Oder gab es in den letzten mindestens 5 Jahren einen Schweizer der die 1500m schneller gelaufen ist als Mirco?
Neben Mirco gibt es noch einen weiteren Pechvogel, wenn man ihn dann so bezeichnen kann. Andreas Becker musste nach dem Einlaufen auf den Start im Final verzichten. Er konnte nach erkämpfter Finalquali wegen starken Schmerzen in der Achillessehne erneut wieder einmal nicht zeigen, was er eigentlich drauf hätte. An dieser Stelle „Gute Besserung“.
Um 20:10 Uhr gab Melina Frei ihr 5000m-Debut. Im 20-köpfigen Feld startete Melina ambitiös ins Rennen. Eine 17-Minuten-Zeit sollte es für die 2. jüngste im Feld werden. Nach 2 recht schnellen ersten Runden hat sie dann ihr Tempo gefunden und lief von da an ein ziemlich regelmässiges Rennen. Weil sich das Läuferinnenfeld aber weit auseinander gezogen hat musste Melina oft „alleine“ laufen. Mit einer 17er Zeit wurde es dann langsam knapp. Trotz eines starken Finishs reichte es mit 18:05.70 nicht ganz. Aber mit dem erreichten 12. Rang in einem stark besetzten Rennen darf Melina sicherlich zufrieden sein.
Im letzten Rennen dieser Meisterschaften startete LCR-Mitglied Christopher Gmür ebenfalls über die 12 ½ Bahnrunden. Chrigi teilte sein Rennen optimal ein, denn ihm war klar, dass die Zeit bei der schwülen Hitze zweitrangig sein würde. Wie Melina bei den Frauen gehört auch Chrigi bei den Männern zu den jüngsten (U23) im Feld. Doch er mischte in der vorderen Hälfte des Feldes mit und wurde am Schluss mit 14:55.50 auf dem 8. Rang der SM klassiert. Zum Schluss noch ein Bisschen „was wäre wenn“: Chrigi hätte mit seiner im Mai gelaufenen Saisonbestzeit (bei kühlem Wetter) sogar die Bronze-Medaille geholt.
Den Sonntag haben einige von uns im sonnigen Lugano ausklingen lassen. Manche sogar auf und im Wasser. Die Einen genossen, die Anderen hatten noch etwas zu kauen und verdauen.
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“. Doch wer wagt, der gewinnt LEIDER auch nicht immer.
Die SM 2010 ist bereits Geschichte. Es geht weiter…