Autor: Gian Marco Meier
Am Freitagmorgen kurz vor Sintflut startete eine kleine Delegation des LCR Runningteam ihre Reise Richtung Belgien. Noch bevor Basel erreicht wurde, wäre ein Schlauchboot wohl das geeignetere Transportmittel gewesen. Doch Scheibenwischer sei dank, erreichten wir den Bahnhof von Basel unbeschadet und trockenen Fusses und konnten so unser letzter Sitzplatz an den bereits wartenden Stefan Breit vergeben.
Nun war Geduld für die Passagiere und volle Konzentration für den/die FahrerIn und Hilfsfahrer gefragt, hatte es doch reichlich Verkehr. Gestärkt durch eine nicht riesige Portion Pasta von der Autobahnraststätte erreichten wir trotz Stau um Brüssel aber mit etwas Verspätung auf unseren Zeitplan, unser Hotel in Antwerpen. Dieses wurde uns von Joëlle empfohlen und hatte glücklicherweise etwa 5 Sterne mehr als das offizielle Athletenhotel vom Veranstalter.
Nach dem Einchecken und sehr kurz bemessener Zeit zum Auspacken und Umziehen liefen wir bereits durch einen nahegelegenen Park und versuchten so die eingeschlafenen Beine in Schwung zu bringen. Eine dreiviertel Stunde später und einer erfolgreich absolvierten Wettkampfvorbereitung blieb noch knapp Zeit um unsere grossen Vorbilder auf Eurosport zu sehen. Diese liefen ja in nur knapp 50 km Entfernung beim Diamondleague Meeting in Brüssel. 3 Minuten und etwas mehr als 30 Sekunden später machten wir uns aber bereits wieder auf in Richtung Italien…
Dank Joëlle’s ausgiebiger Internetrecherche mussten wir uns abends um halb zehn nicht noch um eine Suche für ein Restaurant bemühen sondern konnten uns nach einem kurzen Fussmarsch direkt an den gedeckten Tisch von „sehr-klein-Salvo“ setzen. Nach Insalata mista und extrem heisser Pasta ging’s mit vollen Bäuchen direkt ins Hotel zurück und dort ab ins Bett.
Nach einem langen „tüüfe, g’sundä Schlaaf“, kurzem Footing und einem ausgiebigen Frühstück blieb noch genügend Zeit um einen kurzen Stadtrundgang durch Antwerpen zu machen. Gelernt haben die einen von uns dabei, dass bereits um 12 Uhr mittags die meisten der unzähligen „Schaufenster“ von knapp bekleideten und täuschend echt aussehenden Schaufensterpuppen besetzt sind…
Für die „Henkersmalzeit“ vertraute die eine Hälfte von uns in die Kochkünste des Italieners des Vorabends, während die anderen auf ein Fertigmenü, aufgewärmt im Mirkowellengerät des Hotels, vertrauten. Oder lag es daran, dass nicht immer die Männer zu spät dran waren und der Italiener die Türen bereits eine Viertelstunde früher schloss???
Kaum gegessen und ein kurzen Mittagschlaf gehalten, ging es schon auf zum Stadion. Dies lag nur 5 Autominuten vom Hotel entfernt, war infolge eines Stadtfestes und Baustellen aber kaum erreichbar. Mit etwas Verspätung auf unseren Zeitplan aber immer noch über 90’ vor dem ersten Start erreichten wir den Stellplatz. Nebst der Startnummer gab es noch die Information, dass alle Rennen mit 45’ Verspätung beginnen würden.
So galt es sich nun warm zu halten. Bei ca. 16° und starkem Wind war dies gar nicht einfach. Und da der Zeitplan teilweise über 1 Stunde Verspätung aufwies, waren wir doch etwas verunsichert, wann nun die effektive Startzeit sei.
Als erste war Joëlle mit nun nur noch 35’ Verspätung an der Reihe. Sie hatte mit der Jamaicanerin Kenia Sinclair sehr starke und prominente Konkurrenz welche das Rennen äusserst schnell in 56“ begann. Glücklicherweise war aber noch eine zweite Häsin engagiert worden, so dass „Flüggi“ in der 2. Gruppe ideale Bedingungen vorfand. Auch Joëlle begann Ihr Lauf äusserst mutig und schnell in 62“5. Im starken Gegenwind auf der Gegengerade versuchte Sie, möglichst vom Windschatten der vor Ihr platzierten Läuferinnen zu profitieren und in der Zielkurve den Angriff auf den preisgeldberechtigten Podestplatz zu lancieren. Doch anfangs Zielgerade war dann die Luft draussen und die Beine sauer. So wurden die letzten 100m immer länger und das Ziel wollte nicht näher kommen! Joëlle klassierte sich trotzdem noch auf dem guten 4. Rang in der Zeit von 2’10“02.
Einige Augenblicke später, während Joëlle noch immer gegen die Erdgravitation zu kämpfen hatte, wurde bereits zum Appell über 1500m der Männer gerufen. Pünktlich mit den prognostizierten 45’ Verspätung wurde Stefan in der A-Serie auf die Bahn geschickt. Auch in diesem Feld hatte es sehr prominente Namen am Start. So versucht sich Alen Web nach einer Verletzung wieder in Form zu bringen und wünschte sich mit 1’57“ über 800m eine sehr schnelles Anfangstempo. Mit etwas Respekt folgte Stefan am Ende des grossen Feldes. Glücklicherweise merkte er gerade noch, dass die ersten mit dem angeschlagenen Tempo überfordert und abreissen lassen mussten, und überholte so Mann für Mann und lief bis auf den 8. Rang der 16 Gestarteten. Mit der Zeit von 3’51“98 konnte er sich zwar nicht ganz zufrieden geben. Trotzdem, seine Ferien hat er sich nach diesem Saisonabschluss sicherlich verdient.
Und nun war die Reihe an Gian Marco. Nach etlichen gesundheitlichen Problemen im Winter und Frühjahr und einigen gescheiterten Angriffen auf die 4’00“ Schallmauer, ging er mit der Sicherheit der 3 Tage zuvor gelaufen 3’59“ an den Start. Immer im vorderen Teil des Feldes aufhaltend, lief er sehr regelmässige Rundenzeiten. Und zum ersten Mal in dieser für ihn noch jungen Saison suchte sich der Hammermann zum Glück andere Konkurrenten aus. Die Zeit von 3’55“95 und das gute Gefühl nach dem Lauf, lassen für den letzten und für ihn wichtigsten Teil der Saison hoffen. Wobei der nun erreichte 1. Rang in der Qualifikationsrangliste der Team-SM nochmals äusserst motivierend wirken sollten!
Ebenfalls über 1500m, selbstverständlich aber bei den Frauen starteten zum Abschluss noch Stefanie Trutmann und unser „Fastvereinsmitglied“ Monika Vogel. Kaum auf der Rundbahn angekommen, wurden die beiden damit konfrontiert, dass ihre Konkurrentinnen bereits die Nagelschuhe an- und die wärmende Warmup-Bekleidung ausgezogen hatten… Aus 45 Minuten Verspätung wurde plötzlich nur
noch 30’… So wurde Monika vom Starter genau 3 Minuten Vorbereitungszeit gewährt und eine Steigerung später stand sie bereits an der Startlinie…
Monika hatte die Chance, sich mit einem äusserst schnellen Feld zu messen. Nach etlichen hervorragenden 800m Läufen anfangs Saison lief sie erst ihren zweiten 15er der Saison und zeigte sich wieder in einer sehr guten Form. Von Anfang an lief sie Rundenzeiten die eine Schlusszeit von 4’22“ ermöglichten und so stoppten dann die Uhren für „Vögi“ auch bei 4’23“45 und dem guten 6. Rang.
Stefanie blieb während dem Rennen der A-Serie nochmals einige Minuten Zeit für die letzten Startvorbereitungen. Bereits wenige Meter nach dem Startschuss war gut zu sehen, dass Sie sich an die taktischen Anweisungen hielt. So reihte sich Ste von Anfang an immer in die vordersten Position des Feldes ein. Und diesen Platz wusste sie zu verteidigen. Und von Zwischenzeit zu Zwischenzeit wurde immer eindeutiger, dass ihr heute ein perfektes Rennen gelingen sollte. Und da „Truti“ auf den letzten 300m sogar noch Kraftreserven frei machen konnte, gelang ihr mit der Zeit von 3’42“00 eine Verbesserung der PB um mehr als 3 Sekunden.
Gut ausgelaufen und frisch geduscht, durften wir nun endlich unseren Essensbon am „Fritten“-Stand einlösen! Diese gehören in Belgien nebst dem Bier zu jeder Sportveranstaltung so wie bei uns die Bratwurst und der Cervelat! Und da das Bier in Belgien zwingendermassen aus dem Glas getrunken wird, können nun die WG-Kollegen vom „langen Stef“ endlich auch aus richtigen Gläsern trinken!!!
In der Zwischenzeit war der internationale Teil des Meetings beendet, doch im laufverrückten Belgien bedeutet das noch lange nicht das Ende des Meetings. So warteten bei inzwischen starkem Regenfall und garstigen Bedingungen noch etliche Läufer auf den Start für das „Abendprogramm“, während sich die meisten der
Zuschauer bereits der rockigen Liveband und dem kulinarischen Teil der Veranstaltung zuwendeten. Für die Läufer sehr erschwerend kam dazu, dass die sonst schon schwache Flutlichtanlage des öfteren für einige Minuten ausfiel.
Stimmung während den nationalen Serien. Mit Flutlichtanlage…
Wieder im Hotel zurück, reichte bei den meisten von uns die Kraft nur noch knapp für den Genuss eines wohlverdienten „Gelati“ aus dem Hotelgefrierer. Nur die koffeinhaltigsten von uns wälzten sich noch Stunden später im Hotelbett!
Spätfolgen der Sauerstoffschuld ????