Autor & Foto’s: Gian Marco Meier
Von Rang 61 unter die „top Vier“!
Nur eine Woche nach den Schweizer Staffel-Meisterschaften galt es noch ein letztes Mal in dieser Saison ernst. Die Schweizer Team-Meisterschaften fanden zum 4. Mal statt. Bei diesen Meisterschaften starten pro Team 4 AthletenInnen und von den drei besten Resultaten des Teams wird jeweils der Durchschnitt ermittelt. Die Titelvergabe bei den Mittelstreckendistanzen wird von Jahr zu Jahr abwechslungsweise über 800m oder 1500m ausgetragen. Eine gute Gelegenheit für die einen, die leichte Enttäuschung der Vorwoche zu verdauen und für die anderen, den Flug auf „Wolke sieben“ zu verlängern.
Dank viel Organisations- und Motivationsarbeit unserer Trainer, Coaches und Betreuer fanden sich am Samstagmorgen 15 LCR-AthletenInnen (so viele wie noch an keiner Team-SM), 3 Betreuer und unser Vereinszelt platz im Vereinsbus des FC Regensdorf. Denn zum ersten Mal in der noch relativ kurzen Geschichte der Schweizer Team-Meisterschaften qualifizierten sich zwei Frauen- und zwei Männerteams.
Nach einer stau- und problemlosen Fahrt trafen wir pünktlich um 12 Uhr im Stadion von Colombier ein. Nur Minuten später stand das LCR-Team-Zelt an bester Lage. Alles bereit für die individuellen Wettkampfvorbereitungen. So konnten noch die letzten Bissen gegen das flaue Gefühl im Magen zu sich genommen werden, andere verweilten bei einem kleinen „Kafichränzli“ und die grössten Freaks und Allermutigsten füllten ihre Koffeinspeicher mit einem „Zaubertrank“!
Nach dem gemeinsamen Einlaufen besammelten sich die Teams der 1500m-Läufer am Chambre d’appel. Hier werden die Serieneinteilungen für die Läufe bekannt gegeben und an diesem ist bei einer Staffel- oder Team-Meisterschaft der Ort, an dem zum ersten Mal die Medaillenkandidaten ihr Gesicht zeigen müssen. Bis zu diesem Zeitpunkt können Medaillenhoffnungen und Träume nur auf Grund der aktuellen Saisonbestenliste und der Meldungen aus der „Gerüchteküche“ geschöpft werden.
Die beiden Hauptkonkurrenten im Kampf um die Medaillen waren die gleichen wie eine Woche zuvor, nämlich die Teams von Langenthal und Basel. Nach der deutlichen Niederlage der Vorwoche wussten wir von Anfang an, dass ein Platz unter den ersten drei gut Möglich, die Verteidigung des vor zwei Jahren gewonnenen Titels über 1500m aber fast unmöglich wird. Glücklicherweise konnte sich Mirco in der Vorwoche von seiner „Lebensmittelvergiftung“ gut erholen.
Ein erster kleiner Erfolg konnte das erste Team des LC Regensdorf bereits jetzt feiern. Neben Mirco Zwahlen und Gian Marco Meier, welche auf Grund der Saisonbestenliste einen Startplatz in der schnellsten Serie fast auf sicher hatten, wurde auch Martin Knill in diese eingeteilt. So konnte der Kampf „Mann gegen Mann“ beginnen.
Das Rennen begann Meisterschaftstypisch eher langsam und verhalten. Mann beobachtete sich gegenseitig und niemand hatte Interesse an einem wirklich schnellen Lauf. Dies kam sicherlich Martin am meisten entgegen. Er lief am Ende der Spitzengruppe und versuchte möglichst viel Kraft für den gefürchteten Schlussspurt zu sparen. Gian Marco reihte sich an die Fersen der direkten Konkurrenz und Mirco lief im Windschatten der Führenden.
Die Spitzengruppe lief geschlossen auf die letzten 200m und nun konnte Mirco seinen unwiderstehlichen Schlussspurt ausspielen. Er gewann die 1. Serie in 3’53“60 knapp vor Michael Geissbühler vom LV Langenthal. Martin Knill tat es Mirco fast gleich und lief von hinten in einer Zeit von 3’57“10 auf den guten 5. Rang. Er klassierte sich somit nur 0.3 Sekunden hinter dem zweiten Langenthaler, Raphael Salm. Auch Gian Marco konnte bis auf die Zielgerade an der Gruppe dranbleiben und hatte trotz einem hohen Milchsäuregehalt noch den Überblick! Mirco ist gleich schnell wie Michael, Martin an Raphael dran und er sah mit kurzem Blick nach hinten, dass der Vorsprung auf den dritten Langenthaler genügend gross ist! So war Gian Marco nach 3’58“10 der einzige, der mit erhobener Faust durchs Ziel lief!
Der LCR hatte es geschafft! Team-Schweizermeister über 1500m! Nach dem Sieg vor zwei Jahren, als zum ersten Mal der Titel an den Schweizer Team-Meisterschaften über 1500m vergeben wurde, bleibt der Meistertitel beim LCR.
Dies war bereits klar, als zur zweiten Serie gestartet wurde. In dieser zeigte Stephan Lowiner endlich wieder einmal, dass er die 1500m im Griff hat. Auch wenn er in Zukunft sicher noch über die Langstreckendistanzen auf sich aufmerksam machen wird, lief er nach einem schwierigen Wintertraining in seinem erst zweiten Wettkampf in dieser Saison eine Zeit von 4’04“00. Als 4. Läufer des Team LCR 1 gewann auch er die Goldmedaille.
Ebenfall in der zweiten Serie lief Marco Guidali für das Team LCR 2. Mit einer neuen Saisonbestzeit von 4’10“10 blieb er nur knapp hinter seiner persönlichen Bestzeit.
In der 3. Serie stellte sich Kevin Meierhofer als „Hase“ zu Verfügung. Er ermöglichte mit seinem Einsatz den beiden anderen LCR-Athleten, dass diese auch in der letzten Serie noch eine gute Zeit laufen konnten.
Einer der beiden war Jan van Berkel. Trotz langer Triathlonsaison, Uni-Prüfungen und einer momentanen Trainingspause startete er mit seinen „Winter“-Trainingskollegen über eine für ihn ungewöhnlich kurze Distanz. Mit der Zeit von 4’06“50 deutete er an, dass er mit einem kleinen Trainingsaufwand die 4’00“ Schallmauer knacken könnte. Was noch nicht ist, kann ja noch werden….
Stefan Marti versuchte im Windschatten von Jan endlich unter 4’10“ zu laufen. Bis zum Angriff von Jan eine Runde vor Schluss, sah dies gar nicht schlecht aus, er verlor danach aber noch etwas an Tempo und lief nach 4’15“70 ins Ziel. Ein gutes Resultat für seine erste Wettkampfsaison!
Das Team LC Regensdorf 2 klassierte sich auf dem 8. Rang.
Nur wenige Minuten später stand bereits die Entscheidung über 800m der Frauen auf dem Zeitplan. Nach dem Schweizerrekord und dem Gewinn von Gold und Silber an den Staffel-Meisterschaften vor einer Woche, war das Team LC Regensdorf 1 natürlich die grossen Favoritinnen auf den Team-Titel.
Joëlle Flück und Arlette Meier-Hunger konnten in der ersten, äusserst stark besetzten Serie starten. Auch hier war bald klar, dass es ein taktisches Rennen geben wird. Niemand wollte an der Spitze etwas mehr Energie als die Konkurrentinnen verbrauchen. Nach einer langsamen ersten Runde kommentierte der völlig erstaunte Platzspeaker den Angriff der 3000m Steeple-Spezialistin. Und tatsächlich, Arlette hatte genug und lief von der hintersten Stelle des Feldes an die Spitze und lancierte das Rennen. Joëlle konzentrierte sich auf die 800m-Schweizermeisterin und gelegentliche Trainingspartnerin Monika Vogel und konnte diese bis auf die Ziellinie fordern. Mit einer Zeit von 2’10“62, knapp drei Zehntelsekunden Rückstand auf Monika und dem starken 2. Rang legte Joëlle den Grundstein für den Meistertitel. Arlette kämpfte bis am Schluss mit den 800m Spezialistinnen um einen vorderen Rang und lief mit einer Zeit von 2’13“27 als schnellste Teamzweite ins Ziel.
Wie bei den Team-Meisterschaften typisch, wird der Titel aber erst von der 3. Läuferin gewonnen. Dies wusste Alexandra Bosshard und Stefanie Truttmann nur zu gut. Alles lag an ihnen… Alexandra, mit grossem Selbstvertrauen und im Wissen um die sensationelle Abschnittszeit an der Staffel-SM vor einer Woche, übernahm gleich nach dem Start die Führung. Stefanie half an den Fersen von
Alexandra das Rennen schnell zu machen. Alexandra liess sich die Führung aber nicht mehr abnehmen und gewann die 2. Serie in 2’17“31 und einer neuen persönliche Bestzeit. Stefanie blieb in 2’19“16 zwar etwas über ihren besten Zeiten zurück, kann aber trotzdem auf eine äusserst erfolgreiche Saison zurückblicken.
In der 4. Serie liefen Norin Graham, Anja Schäfers und Marina Kuhny ihren ersten 800er! Nach einigen Ausfällen verhalfen sie mit Ihrem Einsatz, dass das Team LCR 2 ebenfalls klassiert wurde. Nun wissen Sie, dass die 800m viel länger als 600m (ihre gewohnte Wettkampfdistanz) ist. Mit dieser Erfahrung und einem weiteren Wintertraining können auch sie mit Sicherheit deutlich schneller laufen.
Einige Minuten nach dem letzten Zieleinlauf war es dann endlich offiziell und bestätigt. Auch das Frauenteam des LC Regensdorf hat den Team-Meistertitel gewonnen. Nach den drei Silbermedaillen in den vergangenen Jahre übrigens zum ersten Mal!
Zürich, Genf, Basel, Bern. Dies sind in der Schweiz die grössten Städte aufgrund Ihrer Anzahl Einwohner. Regensdorf liegt mit 16’040 Einwohnern in dieser Wertung an 61. Stelle!
Der Gewinn von zwei Goldmedaillen gelang an den Schweizer Team-Meisterschaften 2010 nebst dem LC Regensdorf nur noch dem TV Länggasse Bern, LC Brühl St. Gallen und der LV Winterthur, also alles Vereine aus Städten, welche zu den 7 grössten der Schweiz gehören!
Oder anderst ausgedrückt: von Rang 61 unter die „top Vier“! Darüber kann man doch wirklich stolz sein!
Nach einer langen und wiederum äusserst erfolgreichen Saison möchten wir uns an dieser Stelle noch ganz herzlich dafür bedanken, dass uns unsere Erfolge ermöglicht werden. An erster Stelle natürlich bei Ruedi Meier unserem Chefcoach. Im Weiteren bei Peter Trutmann und Werner Lüscher, dem LC Regensdorf, unseren TrainingskollegenInnen, den Sponsoren und allen anderen, welche uns in irgend-einer Form unterstützen. Bis bald, in der Saison 2010/2011!
Für Insider:
– Triathleten laufen mit Badehosen, erfolgreiche Mittelstreckler schwimmen auch ohne Neopren!
– Actionfotos wird es von den Männern erst dann geben, wenn der Hoffotograf keinen Nebenjob mehr hat! – Pizza Calzone ist groooooooos und Pizza Diavoli scharfffffffffffffffff !
– Junge und Verheiratete müssen schon früh ins Bett! Singles wissen wir bis heute nicht…