Autor: Alexandra Bosshard
Als ich so an der üblichen Busstation stand, von der mich der übliche Bus auf der üblichen Strecke “nach Hause“ bringt, und der übliche Mann auf seinen Fahrrad mit der üblichen gelben Weste an mir vorbei fuhr (das ist so etwas wie ein Ritual geworden und immer wenn er um diese Zeit vorbeikommt und mich sieht, muss er lachen), merkte ich, dass mein Leben hier zum Alltag wurde und sich langsam ein Rhythmus einrichtete.
An einem der letzten Wochenenden bin ich für meine Gastschwester Laura 32 Meilen (ca. 51km) gewandert, weil sie sich mit diesem Sponsorenlauf das Geld für ihre Reise nach Gambia verdienen will. Wir starteten morgens um sechs und wanderten der Hauptstrasse entlang. Während Laura die ersten 5 Meilen tapfer mitlief, musste ich denn Rest der Strecke zusammen mit entweder meiner Gastmutter oder meinem Gastvater alleine bewältigen. Mit drei grossen Blasen an den Füssen, aber stolz, da ich die Strecke hinter mich gebracht hatte, beendete ich unsere Monsterwanderung.
Etwas anderes erstaunliches, das ich hier erleben durfte, war eine überaus warme Woche in England. England, das Land mit dem unaufhaltbaren Regen und dem beissenden kalten Wind von der Nordsee war für drei Tage der wärmste Platz in ganz Europa. Hut ab. Wir verbrachten diese Tage fast ununterbrochen am Strand und im Training konnte ich endlich meine kurzen Hosen herausholen und die langen Tights im Schrank schmollen lassen.
Doch nach diesem sogenannten „Indiansummer“ folgten Regen und Kälte. Als wir in die Ferien fuhren, nach Great Yarmouth, begleitete uns der Frost und ich war froh das unser Wohnwagen mit hunderttausend Heizungen ausgestattet war…okay, die Wohnwagen auf dem Ferienplatz waren eher riesige Kisten mit Möbel als richtige Karawane. Wie auch immer. Unsere Ferien verbrachten wir mit Shopping (ich weiss, ich und Shopping das passt normalerweise ja gar nicht zusammen, aber meine Gastschwester Monica ist fest davon überzeugt, dass sie mich zu einer richtigen Shopperin ausbilden kann), dem Erkunden von Städten und; mit Stricken. Ich habe mir in den Ferien zwei Schäle gestrickt und bin mit dem dritten fast fertig =D. Inzwischen trainiere ich schon drei Mal per Woche im Athletics Club Cleethorpes. Seit einer Woche bin ich auch ein offizielles Mitglied. Das dritte Training ist am Samstag um 9 Uhr!!! Um ins Training zu kommen muss ich den 8 Uhr Bus erwischen. Die reine Tortur. An einem Samstag um sieben Uhr aus dem warmen Bett steigen und in den kalten Tag hinein rennen. Ich glaub, ich muss mich noch daran gewöhnen. Rovena, meine Trainerin, lacht jeden Samstag, wenn ich schlaftrunken über die Bahn torkle. Eines meiner eher interessanten Samstagtrainings hat sie für eine Laufanalyse genutzt mit Eve, meiner zweiten Trainerin. Da sie jetzt meine Schwächen kennt, werden auch die Trainings härter. Ausserdem plant Rovena gerade unsere Hallenwettkämpfe und möchte mich im Januar an einigen Indoor-Meetings starten lassen. Gegen englische Athleten rennen: YIPPIEH!
Alles in allem habe ich mich hier recht gut eingelebt. Ich habe englische Freunde, geniesse englisches Essen, kämpfe gegen das englische Wetter und erlerne mir grossem (oder kleinem) Eifer die englische Sprache.
Ich hoffe euch geht es allen gut und mein verschlechtertes Deutsch ist entzifferbar: Alex =D