Autor: Ruedi Meier
Fotos: athletix.ch / Diverse (LCR)
Die Schweizermeisterschaften fanden in diesem Jahr in Luzern bei tropischen Temperaturen um die 36° statt. Dankdem wir am Freitag bereits am frühen Nachmittag das Vereinszelt unter grossen Bäumen platzieren konnten, hatten wir während beiden Tagen ein relativ angenehmes LCR-Lager. So konnten sich die LäuferInnen vor, zwischen und nach den Einsätzen immer wieder an den Schatten zurück ziehen und auch die zahlreich erschienen „Hitze“-Schlachtenbummler genossen den Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung. Sehr gut bewährten sich auch die mit Eisflaschen und Kühlelementen gefüllten Kühlboxen und der grosse Vorrat an kaltem Wasser.
Bereits am Freitagabend kamen die Vorläufe über 400m, 800m und 1500m zur Austragung.
400m MAN:
Als erster LCR-Läufer kam Samuel Jost über 400m zum Einsatz. Trotz der brütenden Hitze waren offenbar die Verhältnisse für die 400m Läufer ideal, was auf Grund der vielen guten Zeiten ersichtlich war. Weil Sämi die Limite für die Teilnahme erst kurz vor Meldeschluss knapp erfüllte, konnte er volles Risiko angehen, da er nicht mit einer Finalteilnahme rechnen musste. Mit Zwischenzeiten von 23.40“ und 35.40“ lief er dann auch „voll“ los, was sich mit einer sehr schnellen Zeit von 49.86“ (erstmals unter 50“) auszahlte. Mit dieser Zeit verdrängte er Mirco Zwahlen und Philip Marshall, die beide mit 50.18“ zu Buche standen, aus der LCR-TopTen-Bestenliste.
800m WOM:
Sehr erfreulich ist, dass bei den Frauen mit Joëlle und Alexandra erstmals zwei LCR-Läuferinnen über 800m am Start standen. Bei drei Vorläufen konnten sich pro Serie nur die ersten zwei direkt und die beiden Zeitschnellsten für den Final qualifizieren.
Alexandra Bosshard musste zusammen mit der momentan stärksten 800m-Läuferin der Schweiz, Selina Büchel, bereits in der ersten Serie starten. Mutig und taktisch geschickt, lief sie stets an dritter Stelle und griff die vor ihr liegende Gegnerin erst auf der Zielgerade an. Als zweite qualifizierte sich souverän für den Final.
Joelle Flück liess im dritten Vorlauf nichts „anbrennen“. Von der Spitze aus gewann sie ihren Vorlauf in schnellen 2:11.43‘ ohne allzu viel „Kraft“ zu verlieren. Das war sehr wichtig, denn nur zweieinhalb Stunden später wollte sie auch den Vorlauf über 1500m bestreiten.
800m MAN:
Mit Martin und Raffi hatten wir über 800m bei den Männern ebenfalls zwei Eisen im Feuer. Auch in diesen drei Vorläufen konnten sich pro Serie nur die ersten zwei Läufer sicher für den Final qualifizieren.
Bereits im ersten Vorlauf, kam unser Orientierungsläufer Raffael Huber zum Einsatz. Direkt nach einem sehr anstrengenden 5-Tage OL in schwierigem Gelände, stand er bei seinem ungewöhnlich kurzen 800m Lauf etwas auf verlorenem Posten. Trotzdem darf er mit seinem Einsatz zufrieden sein, konnte er doch eine persönliche Bestzeit verbuchen und sich momentan beim Orientierungslaufen in Schottland „erholen“. Hoffentlich dürfen wir Raffi dann bei der Staffel- und/oder Team-SM nochmals einsetzen.
Da Martin Knill erst in der dritten Serie zum Einsatz kam, wusste er bereits am Start, dass es für eine Finalquali über die Zeit eine 1:53‘ braucht. Weil er mit zwei Medaillenkandidaten (u.a. dem nachmaligen Schweizermeister) ein-teilt war, lief Martin immer aktiv im vordersten Teil des Feldes. Nach einer etwas langsamen ersten Runde lag er dann auf dem undankbaren vierten Rang und verpasste den Finaleinzug nur um einige Zehntelsekunden.
1500m Frauen:
Erfreulicherweise standen mit Joëlle, Arlette und Rebekka gleich drei LCR-Läuferinnen über 1500m am Start. Während sich bei zwei Vorläufen die ersten drei direkt für den Final qualifizierten, konnten sechs Läuferinnen „über die Zeit“ weiter kommen.
Arlette Meier-Hunger kam im ersten Vorlauf zum Einsatz. Leider merkte Arlette etwas spät, dass das Tempo (wie meist im 1. VL) immer langsamer wurde. Nach den ersten 1000m drückte Arlette stark aufs Tempo, so dass das Rennen immer schneller wurde. Dank dieser Steigerung und einer kämpferischen Leistung konnte sie sich als sechste über die Zeit in den Final retten.
Joëlle Fück, die ja schon den 800m Vorlauf gelaufen war, kontrollierte den zweiten Vorlauf in regelmässigem Tempo vom Start bis ins Ziel von der Spitze aus, ohne zu viel Substanz zu verlieren.
Unsere Juniorin Rebekka Leistner lief ihre ersten Meisterschaften im LCR-Dress geschickt im vordersten Teil des Feldes mit. Als das Tempo auf der letzten Runde schneller wurde, verpasste Rebekka leider den Anschluss und schied als erste hinter den über die Zeit Qualifizierten aus. Trotz den schwierigen Bedingungen blieb sie nur einige Zehntelsekunden über ihrer PB.
Von den Läuferinnen der Kategorie U20, qualifizierten sich lediglich zwei Läuferinnen für den Final. Im Hinblick auf die Nachwuchs-SM im September sicher ein Lichtblick.
1500m MAN:
Mit Benedikt Bünz kam vom LCR nur ein Mann über 1500 zum Einsatz. Auch hier qualifizierten sich die ersten drei direkt und sechs weitere konnten über die Zeit weiterkommen. Da beide Vorläufe eher langsam gelaufen wurden, fiel die Entscheidung sich über Zeit zu qualifizieren sehr knapp aus. Mit seinen 3:56.55‘ gelang Bene dies als Elfter und mit 18/100 Sekunden Reserve.
Am Samstag standen dann nur noch Finals auf dem Programm. Nachdem bereits am Freitag einige Eltern und Supporter auf dem Wettkampfplatz erschienen, waren es am Samstag erfreulicherweise noch mehr.
1500m WOM:
Als erster Finallauf der Meisterschaften waren um 17:00 Uhr, bei noch unglaublich heissen Temperaturen von über 36° Joëlle und Arlette über 1500m an der Startlinie.
Joëlle Flück wollte hier unbedingt ihre erste SM-Medaille über 1500m gewinnen. Nach der äusserst schmerzhaften Erfahrung des letzten Jahres, als Sie die Medaille knapp verpasste, hielt sich Joëlle deshalb immer an der Spitzen des Feldes auf. Im für sie nicht allzu schnellen Rennen, gewann schlussendlich die Saisonschnellste Lisa Kurmann. Fabienne Schlumpf (WM Teilnehmerin über 3000m Steeple) konnte sich im
Schlussspurt noch an Joëlle vorbei kämpfen. Mit einer Schlusszeit von 4‘27“01
gewann Joëlle aber verdientermassen die Broncemedaille. Im Wissen darüber, drei Stunden später über 800m nochmals eine Chance zu haben, konnte Joëlle akzeptieren, dass die andern beiden am heutigen Tag stärker waren.
Arlette Meier-Hunger konnte leider nicht über 3000m Steeple starten, weil dieser Lauf mangels Beteiligung nicht ausgetragen wurde. Aus diesem Grunde und im Hinblick auf die Team-SM lief sie über 1500m.
Dass sie in dieser Disziplin mit Abstand die Routinierteste aller Athletinnen ist, verdeutlichent folgende Zahlen: Arlette startete an ihren 19. Aktiv-Schweizermeisterschaften in den letzten 21. Jahren. Nur zweimal fehlte Sie zu Gunsten der „Nachwuchs-förderung“ des LCR!
So versuchte Arlette möglichst lange den Anschluss an die Spitzengruppe zu halten und kämpfte wie eine Löwin, als sie alleine die Verfolgergruppe
anführte. Auf der letzten Runde musste sie keine Gegnerinnen mehr vorbei ziehen lassen und konnte sie sich wieder einmal unter den TopTen der Schweiz behaupten.
1500m MAN:
Benedikt Bünz zeigte ein sehr engagiertes Rennen. Taktisch verhielt er sich sehr routiniert, war immer genau dort, wo er sich für eine Spitzenposition einzureihen hatte und musste erst auf den letzten Metern seinem mutigen Antritt etwas Tribut zollen. Mit lediglich zwei Sekunden Rückstand auf die Broncemedaille und dem siebten Rang darf Bene sicher stolz sein. Erfreulich, dass es nach einer schwierigen ersten Saisonhälfte wieder vorwärts geht.
800m WOM:
Der 800m Final der Frauen wurde wie erwartet von Selina Büchel (Bronze-medaillengewinnerin an den U23 EM) geprägt. Mit einem Tempo, das für eine Zeit von 2:00‘ gereicht hätte, lancierte sie das Rennen sehr schnell.
Joëlle Flück ging dieses Tempo glücklicherweise nicht ganz mit. Ihre 200m Zeit von 30.1“ war mehr als schnell. Nachdem bei der 600m Marke noch alle glaubten, dass sie sich mit
dem dritten Rang begnügen müsste, lief Joëlle die letzten 200m (32.61“) am schnellsten von allen Finalistinnen und konnte Livia Müller, welche die Pace von
Selina Büchel mitgegangen war, überspurten und sich die Silbermedaille sichern. Einmal Bronce (1500m) und einmal Silber (800m) ist eine eindrückliche Bilanz.
Wie Joëlle die letzten Meter ihres Mamutprogramm (4,6km im Mittelstreckentempo) absolvierte, sich dem grossen Druck den sie sich auferlegte stellte und den äusserst schwierigen äusseren Bedingungen umging ist wirklich bemerkenswert.
Nun kann sich Joëlle nach einer kurzen Erholung darauf freuen, ist sie doch für ihren ersten internationalen Grossanlass auf der Bahn, den „Jeux de la Francophonie“ gut gerüstet.
Alexandra Bosshard bekam von Gian Marco den Tip, volles Risiko zu nehmen und möglichst lange hinter Joëlle zu bleiben. Natürlich war nicht anzunehmen, dass vorne die Post so schnell abgehen würde. Als dann aber bei der 200m-Marke Alexandra vor Joëlle auftauchte erschrak ich, den 30.08“ für die ersten 200m, sind im Moment auch für Alexandra noch zu schnell. Wie Livia Müller, brach dann auch Alexandra nach 600m ein. Mit einer Durchgangszeit von 1:37.54‘ stellte sie immerhin eine neue 600m Bestzeit auf! Wir freuen uns aber bereits jetzt auf die kommenden Nachwuchsmeisterschaften in Regensdorf. Dass dort mit Alexandra zu rechnen ist, dürfte nun allen klar sein.
5000m MAN:
Der 5000m Lauf kam am späteren Abend, aber noch immer bei einer sehr hohen Temperatur von ca. 34° zur Austragung. Aus diesem Grunde war nicht zu erwarten, dass ein Läufer mit einer Höllenpace „angehen“ würde.
Christopher Gmür, unser Läufer, der „noch“ für den LCRJ startet, war unser einziger Mann im 20-köpfigen Starterfeld. Chrigi war von Anfang an überzeugt, dass er versuchen würde, jede Pace mitzugehen um eine Chance auf eine Medaille zu wahren. Dies tat er dann auch wirklich. Wie eine Klette hängte er sich an die beiden Spitzenläufer und mit jeder Runde fiel ein Konkurrent nach dem andern ab. Auch die Tempoverschärfung nach ca. 3000m konnte Chrigi gut mitlaufen. Erst als er dann alleine an dritter Stelle lag hatte er zwischen 4400 und 4800m ein kleines Tief, fing sich aber gleich wieder auf und sicherte sich mit einer guten Schlussrunde und einer neuen SB die Broncemedaille. Damit kann er eine lange dauernde Verletzungsphase, in der er immer wieder das Training aussetzen musste, hoffentlich definitiv „abhacken“.
5000m WOM:
Melina Frei, die zwar noch Mitglied des LCR ist, aber seit diesem Sommer im TV Oerlikon trainiert und für diesen startet, lief ein mutiges Rennen. Als siebte kam sie nach 18:28.52‘ zwar nicht ganz an ihre PB heran, was aber in Anbetracht der grossen Hitze nicht überrascht.
Zusammenfassung:
Waren bereits am Freitag zahlreiche Fans auf dem Wettkampfplatz, glich unser Lagerplatz am Samstag auch einem Triathlon-Wechselraum. Insgesamt sieben Rennvelos oder Bikes waren beim Zelt gelagert. Gian Marco (mit dem „heissen“ Orthopädieschuh), Andreas Becker, Mirco Zwahlen und Primus Greile nahmen die fast 60km nach Luzern mit den Bikes in Angriff. Später tauchten dann noch Yves Albrecht, Stefanie Trutmann und Stefan Lombrisser mit den Rennvelos auf.
Es kann für den LC Regensdorf auf eine sehr erfolgreiche Schweizermeisterschaft zurück geschaut werden. Die Stimmung (trotz sehr hohen Temperaturen) war im LCR Lager so gut wie schon lange nicht mehr. Dass das Runningteam im Jahr eins nach Mirco’s Rücktritt und im ersten Jahr von Lauftrainer Gian Marco noch immer zu den besten Laufvereinen zählt, konnte man gut feststellen. Sowohl über 800m, 1500m und im 5000m Lauf waren wir bei den Besten dabei.
Dank den guten 1500m Zeiten, führen die Frauen nun das Qualifikationsklassement für die Team-SM überlegen an und bei den Männern hoffen wir noch auf das eine oder andere gut 800m Resultat, um die Qualifikation definitiv zu sichern.