Autor: Ruedi Meier Foto: Marc Streit
Vor vielen tausend Zuschauern, wurde am Sonntag der Sprint des OL Weltcup Finals in der Altstadt von Baden ausgetragen und da ich „schon lange“ nicht mehr an einer Sportveranstaltung war, liess ich es mir natürlich nicht nehmen, am OL-Weltcupfinal dabei zu sein.
Die Posten waren am steilen Abhang zwischen dem Bahnhof und der Limmat so angelegt, dass viele enge Häuserpassagen, kleine Treppchen und steile Strässchen gemeistert werden mussten. Die OrientierungsläuferInnen demonstrierten in Extremis, wie schnell man eine schmale und steile Treppe hinab „fliegen“ und wieder hochrennen kann. Kein Wunder, dass sie im Training bei den steilen Hügelläufen unsere Mittel- und Langstreckler so „stressen“ können. Wenn man von weitem glaubte ein Läufer sei voll in eine Schaufensterscheibe (hallo Bene) gelaufen, stellte sich hernach heraus, dass der Läufer einen Weg durch eine Ladenpassage „gefunden“ hat.
Der Weltcupfinal stand zwar im Zeichen der Rücktritte von Simone Niggli, Matthias Merz und Matthias Leonhardt, aber für unseren Raffael Huber war dieser Wettkampf der bisher wichtigste internationale Erfolg und so etwas wie der grosse Durchbruch.
Raffael Huber wohnt seit kurzem bis Ende Januar in Göteborg, im selben Haus wie drei seiner OL-Clubkollegen, wo er an einem EU-Projekt der Universität Göteborg teilnimmt und Kurse an der Uni besucht. Wer sich genauer interessiert, was er dort neben dem Training so macht, findet weitere Infos unter: www.raffaelhuber.ch
Nach der Selektion für den Weltcup Final kam Raffi aber gerne nochmals heim um in Baden starten zu können. Auf dieser Strecke konnte er seine läuferischen Fähigkeiten voll ausspielen. Er war jeweils so schnell, dass ich kaum dazu kam eine vernünftige Viedeoaufnahme zu realisieren. Da die Lautsprecheranlage auf der Strecke kaum verständlich war, realisierte ich nicht, dass Raffi, welcher als 13-er Läufer auf die Strecke ging, im Ziel lange Zeit als temporärer Leader auf dem begehrten Stuhl sass.
Nach einer vermutlich kurzen Nacht, flog er bereits am Montag zurück nach Schweden. Seine Eindrücke fasste er für uns wie folgt zusammen:
„Wie du selbst miterleben durftest, herrschte am Sonntag beim Weltcupfinal wie jedes Jahr, wenn er in der Schweiz ausgetragen wird, eine riesige Stimmung mit enthusiastischen Fans. Für mich galt es, dabei kühlen Kopf zu bewahren, um einen versöhnlichen Abschluss hinter eine harzige Saison zu setzen. Ich bereitete mich minuziös auf den Wettkampf vor, kannte die Stadt Baden im Schlaf. Genau dies wurde mir aber dreimal zum Verhängnis. Dreimal nahm ich die deutlich langsamere Route, weil ich mir nicht die Zeit nahm, alle möglichen Varianten anzuschauen und mich mit der erst gesehenen Lösung für das Routenproblem zufrieden gab. Teilweise wurde es mir unterwegs schon bewusst, spätestens beim Vergleich mit den Teamkollegen kam es dann deutlich zum Vorschein – über 30 Sekunden liess ich so liegen. Das hört sich jetzt eher negativ an, das Resultat war es aber überhaupt nicht. Trotz dieser Zeitverluste und somit keinem optimalen Lauf, erzielte ich mit dem 6. Rang mein bestes Weltcupresultat meiner Karriere. Neben den falschen Routen machte ich nämlich fast alles gut. Die Beine liefen schnell, ich hatte einen hohen Rhythmus und Fluss im Lauf und machte kaum einen Meter zu viel auf meinen Routen. Angespornt von den unzähligen Zuschauern an fast allen Ecken der Stadt konnte ich am Schluss auch noch die entscheidenden Sekunden auf meine Seite biegen, sodass ich dank meiner frühen Startzeit während des halben Rennens auf dem Leaderstuhl die Konkurrenten im Ziel mit einem Lächeln begrüssen durfte. Ein unvergessliches Erlebnis, ein Resultat mitten in der Weltspitze und ordentlich Punkte, die mich auf den 28. Platz im Gesamtweltcup brachten. Nochmals herzlichen Dank für deine Unterstützung – so schnell Rennen kann ich nur wegen dem LCR und euch!!!“
Aber vom LCR-Runningteam, war Raffi nicht der einizige, welcher zum Einsatz kam. Weil die Schweiz das ganze Läufer-Kontingent ausgenutzt hatte, kamen Andreas Rüedlinger und Sebastian Inderst, der erst seit wenigen Wochen bei uns trainiert, lediglich als Vorläufer zum Einsatz. Etwas frustriert stellte Andreas im Nachhinein fest, dass er mit seiner Zeit des Vorlaufes, im eigentlichen Wettkampf als siebter ebenfalls noch in die TopTen gekommen wäre.
Wer das Rennen im Nachhinein noch im Internet schauen möchte, kann dies über folgenden Link „geniessen“.
http://www.ol-weltcup.ch/de/component/content/article/9-infos-2013/35-live-stream-sprint