Autor: Gian Marco Meier
Fotos: Ruedi Meier / Martin Knill
Der 5. LCR-Runningteam-Herbscht-Event fand wie in den letzten Jahren kurz nach der Team-SM statt. Für die einen bedeutete der LCRRTHE den definitiven Saisonabschluss, für andere war er Trainingsbeginn und für wenige der Saisonhöhepunkt…
Wer noch nie vom legendären LCRRTHE gehört hat, hier die Facts in Kürze: 2009 wurde das Runningteam von der Familie Bucher in die Flumserberge eingeladen. Selbstverständlich nahmen wir diese Einladung gerne an – ich war aber der Meinung, dass wir uns das verdienen müssten und deshalb zu Fuss, per Bike und mit den Inlines anreisen würden…
So absolvierten alle Teilnehmenden die über 100km gemeinsam in verschiedenen Etappen mit einem Ziel: am Abend vor dem Eindunkeln auf der Molseralp müde, aber gesund und munter anzukommen!
So lautete auch in diesem Jahr das Motto: „der Weg ist das Ziel“. Und da sich dieses nun zum 4. Mal auf den Flumserbergen befand, war das LCRRTHE-OK doch sehr gefordert, wollte man den treuen Teilnehmern nochmals eine unbekannte Strecke präsentieren – wie im Sprichwort: „viele Wege führen nach Rom und auf die Flumserberge“
So trafen sich am Samstagmorgen noch vor Sonnenaufgang eine relativ kleine, aber doch 14 Mann und Frau starke und umso schlagkräftigere Gruppe im Wisacher. Erfreulicherweise war mit Luca und Fabian auch der LCR-Runningteam-Nachwuchs vertreten. Diese beiden waren auch die einzigen beiden „Greenhörner“ welche noch nicht genau wussten, was Sie in den nächsten paar Stunden zu erwarten hatten.
Nebst den zahlreichen Teilnehmern standen uns mit Ruedi und Martin die beiden wichtigsten Personen an diesem Tage zu Hilfe. Die beiden chauffierten unseren Besenwagen resp. den Lastwagen mit dem Gepäck und den Bikes von Etappenort zu Etappenort oder konnten bei einem allfälligen Defekt oder Unfall geordert werden.
Pünktlich um 8:00 Uhr konnte es losgehen. Die 14 köpfige Radsportgruppe machte sich auf den Weg Richtung Grünwald. Doch „Halt“ – zusammen mit dem allerjüngsten LCRRT-Mitglied Flurin sollten sich doch 30 Velopneus bewegen! Nochmals durchgezählt und die Teilnehmerliste gecheckt und alles hat sich geklärt! Der Hamburger (nicht von MacDonalds) fehlte! Wen verwunderts – der Weckanruf hat versagt (war überhaupt jemand damit beauftragt?) – er schläft und weiss von nichts… Also rotzdem und definitv „Auf die Plätze – fertig – los“!
1. Etappe / Bike / Wisacher – Zoo – Pfannenstiel / 32km / + 700Höhenmeter
Vom Wisacher führte die erste Bikeetappe durch den Grünwald in die Waid. Dort konnte der mit dem 24“-Bike bereits in den Besenwagen einsteigen, während die anderen den direktesten Weg quer durch die Stadt in Richtung Zoo fanden.
Und welche Überraschung – unser Söldner vom hohen Norden stand doch tatsächlich vollständig angezogen mit seinem Bike bereit! Wir waren von nun an also doch komplett!
Die Strecke führte, dank unserem ortskundigen Team-Oldie Primus über wunderschöne Naturstrassen an der Forch vorbei Richtung Pfannenstiel. Ob die Wege und die Landschaft wirklich so wunderschön waren, konnte leider nicht so genau beurteilt werden, war die Sicht doch durch den Nebel stark beschränkt.
Ob dieser auch der Grund für den ersten und glücklicherweise einzigen Sturz des gesamten Tages war, oder doch eher die dünnen Pneus des einzigen City-Bikes, welches die Reise mitmachen durfte, wurde nicht näher untersucht. Pflaster drauf – Verband dran – und auch Luca konnte weiter fahren… Er weiss nun auch dass Bikehandschuhe nicht nur ein schmuckes Accessoir sind sondern auch funktionell Hilfreich wären.
Erstaunlicherweise war aber nicht Luca mit den offenen Schürfwunden derjenige, der von nun an am Meisten litt. Nach knapp 2 Stunden Fahrzeit wurden die Berge für Sämi, unseren einzigen aktiven 400m-Läufer der sich auf die Strecke wagte, langsam aber sicher nicht nur sehr steil sondern eher überhängig!
2. Etappe / Run / Pfannenstiel – Lützelsee / 9km
Frisch gestärkt und mit Laufschuhen und trockenen Kleidern ausgerüstet konnten sich die nicht gewöhnten Läufergesässe während den nächsten 40 Minuten von den harten Velosätteln erholen. Meist leicht abwärts joggte unser Lauftreffgrüppli gemütlich Richtung Oberland. So gemütlich wie sich 4‘30“/km nach 2 Stunden Biken noch anfühlten können… Doch wenigstens lachte uns von nun an die Sonne ins Gesicht.
3. Etappe / Bike / Lützelsee – Wald – Uznach / 24km / +300Hm
Und schon wieder schwangen wir uns auf den Velosattel. Sightseeing im Zürcher Oberland war angesagt – waren die einen doch tatsächlich der Meinung, wir befänden uns doch unterhalb des Uetliberges – etwas Geografienachhilfe – und der Bachtel ist nun auch bekannt…
„Päng“ – „pfffffffffffff“ – „shit“! Der Pneu vom deutschen Markenbike war platt… 10 fleissige Velomechanikerhände sorgten sich um das Rad. Im Nu war der Schlauch gewechselt, doch die Luft wollte noch nicht rein, ob mit Pumpe oder Patrone. Also Schlauch wieder raus – Flick aufleben – tocknen… – Schlauch wieder rein und dann kräftig pumpen. Was in der Tour de France innert Sekunden erledigt dauert bei Läufern halt einige Minuten länger!
Trotzdem erreichten wir die 3. Wechselzone in Uznach zeitplanmässig.
4. Etappe / Inline / Uznach – Bilten – Wesen / 20km
Fast schon legendär und bei vielen äusserst beliebt, die Inline-Etappe. Andere aber fürchteten bereits um den Anschluss an die Gruppe. In einem Höllentempo bewegte sich der 18-füssige Tatzelwurm Richtung Walensee. Begleitet von 5 Velobegleitfahrzeugen und einem kleinen, pfeilschnellen „Cancellara“.
Das Tempo und die meist ästhetischen Bewegungen animierten einige der Biker, sich für nächstes Jahr mit Material aufzurüsten und vorher etwas zu üben… Und endlich verschwanden auch die Schmerzen am Hintern – doch leider wurden diese nur durch die Rückenschmerzen der ungewohnten Bewegungen übertönt!
Dank der guten Teamarbeit erreichten alle gemeinsam den Bahnhof in Weesen. Esst – auch wenn ihr keinen Hunger habt – lautete die Anweisung an diejenigen, welche zum ersten Mal in die Flumserberge fuhren. Ihr werdet es sonst bald schon büssen…
5. Etappe / Bike / Wesen – Oberterzen / 15km / 300Hm
Zum letzten Mal wurden die Bikes aus dem Lastwagen geholt und der Bikehelm aufgesetzt. Die ersten 10km führten gemütlich dem Walensee entlang nach Murg. Und von hier an steigt das Laktat in allen letzten Beinen. Da der Müdigkeitszustand zu diesem Zeitpunkt bereits etwas verschieden und der Leistungsunterschied auf dem Bike doch relativ gross ist, sprengte sich die Gruppe auf den letzten paar Kilometer in einzelne kleine Grüppchen.
Jeder fand noch einen ähnlich schnellen Leidensgenossen und wenige hatten noch Lust für ein kleines Kräftemessen. Dass ein nördlicher Flachländer gegen zwei verletzungsgeplagte und entsprechend mit der „Alternativtrainingsmethode Bike“ bestens vertraute Oldtimer keine Chance hat, wäre an dieser Stelle nun auch geklärt.
6. Etappe / Uphill / Oberterzen – Molseralp (Flumserberg) / 6km / 900Hm
Die Königsetappe bleibt unangefochten der Schlussaufstieg von Oberterzen in die Flumserberge. Dies weiss keiner besser als unser Lokalmatador Pascal Bucher. Nach einem langen Schultag mit Prüfungen liess er es sich nicht nehmen, uns auf der letzten Etappe zu begleiten. Zu begleiten oder uns zu zeigen, dass man diese Strecke doch tatsächlich in 52‘ absolvieren kann.
Mit nur wenig Rückstand traf Becki gefolgt von Bene auf der Molseralp ein. Sie absolvierten die über 108 Kilometer in ca. 10 Stunden während die meisten anderen immer noch am Leiden waren.
Joëlle merkte auch, dass die Topform der Bahnsaison auf den letzten Metern dieser Etappe nicht mehr abgerufen werden kann, und war froh, dass sie vom Windschatten von Arlette profitieren konnte!
Luca und Fabian wissen spätestens ab diesem Zeitpunkt, was „wirklich steil“ bedeutet – nämlich dann, wenn man die Hände braucht um aufwärts zu kommen.
Melanie verschlang nach einem kleinen Hungerrast gierig ihren Not-Gel, welcher vermutlich nicht besser schmeckte, als die Sandwiches und Kuchen, welche eben noch in Weesen und Oberterzen am Buffet liegen geblieben sind.
Rebekka wollte von der „Geldzurück-Garantie“ gebrauch machen und verfluchte sich, dass sie sich für den LCRRTHE angemeldet hatte. Erst ein „Farmer-Stängel“ und einige Schlucke vom Zaubertrank ihres Trainers resp. Motivators verliehen ihr nochmals kleine Flügel!
Ale wusste bereits seit dem 2009, warum sie 800-Läuferin und nicht Bergläuferin ist, was sich an diesem Tag nochmals bestätige.
Das Schlusslicht machte eine ganz namhafte Gruppe. Primi, Monika und Mirco, mit dutzenden von SM-Medaillen gekrönt, mussten feststellen, dass ihnen diese in diesem Moment gar nichts mehr helfen! Die zwischenzeitlich etwas verlorene Fitness rächt sich an diesem Berg erbarmungslos!
Und Sämi, auch er gesellte sich zur Gruppe der „Ehemaligen“, stand wieder am Berg und wusste nicht wie hoch! Dass er sich aber trainingsmässig stark verbessert hat, zeigt die Tatsache, dass er mit Abstand noch nie so viele Etappen resp. Kilometer an einem LCRRTHE absolviert hat
Kurz vor dem Eindunkeln hatten es zum Glück alle geschafft und waren erschöpft, aber zufrieden auf der Molseralp eingetroffen. Und einen Rekord gab es auch noch zu verzeichnen – 13 Teilnehmer absolvierten die gesamte Strecke vom Start bis ins Ziel – das ist das mit Abstand grösste Finisherfeld!
Bereits kurz nach der wohlverdienten warmen Dusche sassen alle äusserst hungrig im Restaurant. Einigen wenigen war es aber noch gar nicht nach essen. Die Spuren der Anstrengung schlugen auf deren Magen. Andere verwechselten vor lauter Müdigkeit den Spiegel mit der Türe…
Gemütlich liessen wir den Abend ausklingen und genossen die herrlich weichen Matratzen…
Nach einem reichhaltigen Frühstück betätigten sich die meisten bereits wieder sportlich. Ein kurzer Aufstieg zur Bergstation der Rodelbahn und eine oder mehrere Fahrten mit dieser liessen den 5. LCRRTHE ausklingen.
Herzlichen Dank an alle, die in irgendeiner Form zum guten Gelingen des Events beigetragen haben. Wir freuen uns bereits jetzt auf den 6. LCRRTHE. Er wird am 27./28. September 2014 oder am 4./5. Oktober 2014 stattfinden. Dann wieder mit Ziel auf Wirzweli…