Autorin: Fotos:
Gian Marco Meier
Gian Marco Meier / www.athletix.ch
An den Schweizermeisterschaften über 3000m Steeple gewann Arlette Meier-Hunger die Silbermedaille. Pascal Bucher erreichte in der grossen Hitzeschlacht den 9. Rang.
Die Schweizermeisterschaften über 10‘000m und 3000m Steeple fanden in diesem Jahr im Rahmen der Berner Nachwuchs-Kantonalmeisterschaften in Langenthal statt. Bereits im Vorfeld bot der Zeitplan der Meisterschaften Zündstoff für Diskussionen. Die für den Hochsommer frühe Startzeit von kurz nach 17 Uhr und die auf zwei Tage verteilte Meisterschaften verwunderte so manchen Leichtathletikkenner.
Und die vorgängig befürchtete Ahnung, erwies sich leider als Wahrheit. Am frühen Samstagabend, kurz nach den letzten Disziplinen der kantonalen Nachwuchsmeisterschaften, war die Stimmung heiss. Sicherlich auch wegen dem für solche Anlässe grossen Publikumsaufmarsch, welcher Lokalmatator Adrian Lehmann zu verdanken war. Vor allem aber wegen den hochsommerlichen Temperaturen von knapp 30 Grad. Für Sprinter wären dies also optimale Bedingungen, für die 25 Runden, welche die Langstreckenläufer aber zu absolvieren hatten, alles andere als Leistungsfördernd!
Am Sonntag dann das pure Gegenteil. Kurz vor Beginn der Meisterschaften ergoss sich ein gewaltiges Gewitter über das Stadion Hard. Für die Steepleläuferinnen, welche beim Überqueren des Wassergrabens in jeder Runde sowieso mit nassen Schuhen zu kämpfen haben, stellte die „frühzeitige Dusche“ an und für sich kein grösseres Problem dar. Aber Blitz und Donner vertrieben auch noch die wenigen Zuschauer, die bis dahin ausharrten und so war dann auch die Stimmung im Stadion beinahe am Gefrierpunkt angelangt!
Pascal Bucher startete über 10‘000m. Während die Konkurrenz mit Kältewesten, wie wir diese von Viktor Röthlins Grossanlass-Einsätzen her kennen, am Stellplatz auftauchten, versuchte er sich mit der vorsintflutlichen Variante „Wasser über de Grind“ kühl zu halten. Bereits nach dem Start zog sich das grosse Feld der 25 Teilnehmer in die Länge. Jetzt galt es möglichst rasch eine passende Lokomotive zu finden und in dessen Windschatten etwas Kraft zu sparen. Auf den ersten paar Runden gelang dies sehr gut, doch bereits vor der 3000m Marke war Pascal auf sich alleine gestellt. Und dann begann das grosse Schwitzen! Wie alle anderen Teilnehmern verlor Pascal in der Hitze immer mehr Boden auf den persönlichen Zeitplan. Trotzdem biss sich Pascal bis am Schluss durch und erreichte mit einer Zeit von 33‘40“24 den 13. Schlussrang resp. den erfreulichen 9. Rang der
Meisterschaften (die Meisterschaften wurden offen ausgetragen – und so starteten einige ausländische Athleten). Für Pascal heisst es nun zurück ins Marathontraining, denn Berlin ruft schon bald!
Am Sonntag stand Arlette Meier-Hunger bereits zum fünften Mal an den nationalen Meisterschaften über 3000m Steeple am Start.
Die Leichtathletikdisziplin Steeple gehört schon seit dem Jahre 1900 zu den Olympischen Disziplinen. Für die Frauen wurde sie aber erst bei den Weltmeisterschaften 2005 resp. 2006 bei den Schweizermeisterschaften ins Programm aufgenommen.
Trotz des eingangs erwähnten heftigen Gewitters, welches während dem ganzen Rennen über das Stadion fegte, lief Arlette ein taktisch kluges Rennen. Zu Beginn noch auf dem Bronceplatz liegend, verkleinerte sie auf der zweiten Streckenhälfte den Rückstand auf die vor ihr laufende und für die U20-Europameisterschaften qualifizierte Athletin. Auf dem letzten Kilometer erkämpfte sich Arlette nach siebeneinhalb Stadionrunden, 28 Hindernisse und sieben spektakulären Sprüngen über den 3,5m langen Wassergraben, in einer Zeit von 10‘57“14 die Silbermedaille.
Nach den beiden Schweizermeistertiteln in den Jahren 2008 und 2010 und zwei Silbermedaillen 2012 und 2014 gewann Arlette bereits ihre fünfte Meisterschaftsmedaille in dieser Disziplin und bleibt in dieser Statistik schweizweit die klare Nummer Eins.
Noch erstaunlicher liest sich das Karrieren-Palmarès von Arlette, welche vor kurzem ihren vierzigsten Geburtstag feierte. Dies ist bereits die 25. Medaille an Schweizermeisterschaften – verteilt auf über 25 Jahren.
Ob noch weitere Medaillen folgen, bleibt vorerst noch offen. Auf jeden Fall im Steeple ist ihr die grosse Lust an dieser äusserst harten Disziplin in den vergangenen Jahren etwas abhanden gekommen – vor allem auch an solch denkwürdigen Veranstaltungen wie dieser. So könnte es gut sein, dass es sich am letzten Wochenende um die Hindernis-Dernière gehandelt hat.
Mit dem Team des LC Regensdorf möchte Arlette
aber auch in diesem Jahr noch weiter fleissig Medaillen an den Staffel- und Teammeisterschaften sammeln. Bis dahin aber wird sich Arlette erst einmal auf ihr
nächstes grosses Ziel konzentrieren und fleissig Kilometer „fressen“. Im Herbst wagt sie sich zum ersten Mal über die Marathondistanz. Und wer Arlette kennt, weiss, dass dies sicher nicht ein Versuch ganz ohne Ambitionen wird.
Als Trainer und Coach liegt mir aber viel daran, dass wir möglichst bald wieder eine oder gar mehrere Nachfolgerin für unsere Steeple-Arlette finden. Aber nur, wenn es dann in Zukunft auch den Verantwortlichen für die Schweizer-meisterschaften gelingt, dieser Disziplin einen würdigen Rahmen zu geben. Bis heute stelle ich mir die Frage, wieso die Athleten und deren Betreuer für sechs Meisterschaftsrennen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen quer durch die Schweiz anreisen müssen. Oder wieso eine Langstreckenmeisterschaft im Mitte Juni nicht wie in ganz Europa üblich, zu einer viel späteren Tageszeit angesetzt werden kann.