Autor: Gian Marco Meier
Am Sonntag, 27. September 2015 fand der 42. BMW Berlin Marathon statt. 41‘224 Läufer aus 131 Nationen hatten sich für das Rennen gemeldet, welches zu den Gold Label-Rennen des internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF gehört.
Drei von den 41‘224 Langstreckenläufer und Läuferinnen gehören dem Runningteam des LC Regensdorf an und haben sich in den vergangenen Wochen mit unglaublich vielen Kilometer äusserst fleissig auf diesen Grossanlass vorbereitet.
Der schnellste von den Dreien ist unser „Auswanderer“ Pascal Bucher. Seit einiger Zeit studiert der angehende Physiotherapeut in Schwandorf bei Regensburg. Nach einer nicht ganz zufriedenstellenden Bahnsaison im Frühjahr absolvierte Pascal wäh-rend den letzten 14 Wochen eine absolut professionelle Vorbereitung auf seinen zweiten Marathon. Und diese vielen Trainingskilometer sollten jetzt helfen, die schweren Kilometer jenseits der 30km-Make gut zu überstehen.
Pascal steckte sich ein hohes, aber durchaus realistisches Ziel. Er wollte mit den schnellsten Europäerinnen mitlaufen. So setzte er sich bereits kurz nach dem Start an die Fersen der Deutschen Läuferin Anna Hahner und Maja Neuenschwander, welche beide eine Zeit von ca. 2h27‘ anvisierten. Bei einer eigenen Bestzeit von 2h33‘30“ war dies sicherlich auch ein etwas risikoreiches Unterfangen.
Im Sog der grossen Gruppe um die schnellste Deutsche Marathonläuferin, welche Pascal und dem LC Regensdorf am Sonntagmorgen eine äusserst lange TV-Präsenz auf ARD ermöglichte, fiel es Pascal sehr leicht, die hohe Pace mitzugehen. Die Halbmarathonmarke passierte er in 1h13‘06“ nur knapp eine Minute langsamer als seine persönliche Bestzeit über diese Distanz.
Erst nach der 35km rächten sich die schnellen ersten Kilometer und Pascal musste die zwischenzeitlich schon stark verkleinerte Gruppe um die neue Schweizerrekord-halterin Maja Neuenschwander ziehen lassen. Von da an wurde es hart! Pascal musste sich auf den letzten 5 Kilometer stark auf die blaue Linie konzentrieren, wel-
che den kürzesten Weg ins Ziel anzeigte, damit er die Strassenseite nicht zu oft wechselte. Doch das Brandenburger Tor und damit das Ziel wollte einfach nicht nä-her kommen!
Obwohl Pascal auf den letzten Kilometer noch über 2 Minuten auf „seine“ Gruppe einbüsste, erreichte er das Ziel in phantastischen 2h29‘00“. Und dann wurde es Dun-kel – doch nach einem Kurz-Aufenthalt in Sanitätszelt und der drohenden Infusions-nadel machte er sich wieder auf die Beine! Und schon bald überwiegte die Freude über die erbrachte Leistung. Mit seiner neuen PB in seinem erst zweiten Marathon klassiert sich Pascal in der ewigen Bestenliste des LCR neu auf Platz 2.
Mit noch etwas weniger Marathon-Erfahrung stand Arlette Meier-Hunger an der Start-linie zwischen Brandenburgertor und der Siegessäule. Für ihre Premiere über die 42km suchte sie sich also eine der attraktivsten und schnellsten Marathonstrecken der Welt aus und steckte sich zum Ziel, ihr Debüt unter drei Stunden zu finishen. Die fehlende Erfahrung versuchte Arlette mit einer sehr professionellen Vorbereitung und mehreren Läufen zwischen 35 und 40km wegzumachen.
Im Sog der vielen schnellen Läufer und Läuferinnen lief es für Arlette auf den ersten paar Kilometern fast wie von alleine! Die 5km-Marke passierte sie in 19‘50“ und bei 10km in 40‘33“, was deutlich schneller als der anvisierte 4‘15“/km-Schnitt war.
Danach fand Arlette einen guten und regelmässigen Rhythmus und bis Kilometer 30 lag sie immer noch auf Kurs von 2h55‘. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die äusseren Einflüsse von den abertausenden Zuschauern und Livebands entlang der Strecke so gross, dass es gar nicht einfach war, sich auf sich selber zu konzentrieren.
Auf den letzten 10 Kilometern hiess es aber auch für Arlette „auf die Zähne beissen“! Mit ein Grund war sicher auch, weil nun der Gel, mit dem sich Arlette verpflegte, im-mer ungeniessbarerer wurde. Wie schön wäre es nun gewesen, wenn bei Kilometer 39 noch Gian Marco Meier mit einem Cola gestanden wäre! Aber nein – nochmals ein Gel ! Also weg auf den Boden und die letzten 3000m ohne Zusatzenergie…
Nach 2h57‘37“ überquerte Arlette Meier-Hunger als 71. Frau die Ziellinie, erreichte den 8. Rang in ihrer Alterskategorie, unterbot damit die 3-Stunden-Marke und somit ihr persönliches Ziel deutlich und stellte auch einen neuen Vereinsrekord auf.
Am meisten Marathon-Erfahrung brachte Christina Polinelli mit nach Berlin! Bereits 6mal finishte sie die 42km in den letzten 6 Jahren. Und auch sie war mit hohen Ambi-tionen nach Berlin gereist – 3h20‘ – das ist Christinas persönliche Traummarke.
Doch leider wurde sie in den letzten 2 Wochen der Vorbereitung durch Fussbe-schwerden etwas gebremst. Riesig war die Enttäuschung, als ihr der Coach zwei Wochen vor dem Marathon ein Startverbot beim letzten ZüriLaufCup erteilte und stattdessen ein brutales Alternativ-Programm auf dem Ergometer und mit der WetVest verordnete! Aber wie sich zeigte – war das die absolut richtige Entschei-dung. Denn bereits im Abschlusstraining war klar, der Fuss hält!
Auch Christina fiel der erste Teil der Strecke sehr leicht und die Zwischenzeiten wa-ren entsprechend sehr schnell. Die Halbmarathonzeit von 1h38’56 liess sogar auf ein Schlusszeit von 3h18‘ hoffen. Doch leider musste Christina noch einen kurzen Toitoi-Stopp einlegen.
Dafür konnte sie die Pace auf der zweiten Streckenhälfte sehr hoch halten und dank einem guten Schlussspurt auf den letzten beiden Kilometern erreichte sie das Ziel in
3h20‘05“. Auch wenn es um winzige 5 Sekunden nicht für eine sub3h20‘-Zeit ge-reicht hat, die PB um über 5‘ zu verbessern zeigt, dass sich der grosse Trainingsauf-wand gelohnt hat.
Ein grosses Dankeschön an dieser Stelle an Melanie Böllenrücher und ihren Freund Lukas Fuchs. Melanie raste am späten Samstagnachmittag mit den Inline mit gegen 30km/h durch die Strassen von Berlin. Sie absolvierte wie über 5‘000 andere den Berlin Inline-Marathon und erzielte mit 1h29’20 eine ausgezeichnete Zeit – und dies trotz vielen Kilometern, die sie in diesem Jahr nicht abrollen konnte… Am Sonntag standen Melanie und Lukas zusammen mit Gian Marco Meier für unsere Mara-Tonis im Einsatz, welche so von einer sehr professionellen persönlichen Verpflegung profi-tieren konnten.