Autorin: Melanie Böllenrücher
Fotos: Katharina Vetterli, alphafoto.com
Bereits die Anreise nach Arosa am Freitag-Abend gestaltet sich abenteuerlich, als wir im Bahnhof Chur einfahren und nicht zum Zug aussteigen können. Über eine Viertelstunde bleiben wir im Wagen auf dem Perron stecken und sehen uns bereits den Anschlusszug verpassen. Doch dann geht doch noch ein Türchen auf, wir legen ein erstes Mal einen Spurt hin – und hüpfen gerade noch in den nächsten Zug zum Zielort! Doch das wahre Abenteuer soll erst am Samstag losgehen:
Es sind (eisig-)kalte Wetterverhältnisse vorhergesagt: -12Grad, bewölkt, Wind auf dem Berg.
Mit Marlies Süsstrunk und mir, Melanie Böllenrücher, steht nur eine kleine Delegation des LCR an der Startlinie des diesjährigen Arosa Snow Walk & Run. Doch wohl jeder, der an überhaupt an der Startlinie steht, hat die eine oder andere schlaflose Nacht hinter sich, in der er sich überlegt hat, welche Kleider nun die Richtigen sein würden. Während es Marlies auf der „Short Strecke“ über 6,1km und 155hm ein klitzeklein-Bisschen einfacher hat was die Kleiderwahl anbelangt, bereit mir dieselbe tatsächlich etwas Bauchschmerzen. Denn die Strecke des „Weisshorn Snow Trail“ führt über 16,8km und knapp 1‘000hm auf das Weisshorn – und wie die Bedingungen unterwegs und oben sein werden steht in den Sternen!
Der erste Startschuss des Tages fällt um 10:35Uhr und gilt bereits dem Weisshorn Snow Trail. Von OL-Weltmeistern bis Fussballexperte Gilbert Gress ist alles am Start. Herr Gress gar mit der Pistole und schickt uns eigenhändig auf die Laufstrecke! Der erste km wird auf dem See zurückgelegt – der tiefe und weiche Schnee fordert uns ein erstes Mal …
Während wir uns den Berg hochkämpfen, fällt unten in Arosa knapp eine Stunde später, um 11:30Uhr, der Startschuss für Marlies. Sie läuft, was das Zeug hält, den Berg hoch und wieder runter und beendet ihren Lauf nach 41:17,4. Mit dem grossartigen 4. Rang in ihrer Alterskategorie landet sie nur ganz knapp neben dem Podest!
… in der Zwischenzeit haben wir schon einige Höhenmeter hinter uns – Arosa liegt weit unten im Tal. Aber daran denkt im Moment niemand. Der Wind in der Höhe wird immer stärker, die kalte Luft setzt uns zu; jetzt bin ich froh um die Windjacke, die ich mitgetragen habe! Kurz vor dem Schlussanstieg – 200hm während 800m – sind wir glücklich um warmes Wasser und einen EnergyGel. Bald schon kommt die Tafel „500m bis ins Ziel“ … ich kann’s kaum glauben … irgendwie vergingen die km bis hierhin wie im Fluge! Doch 500m am Berg sind nicht gleich 500m auf der Strasse! Während es mich da wohl etwa 2‘ gekostet hätte, bin ich nun noch gut eine Viertelstunde unterwegs! Umso toller fühlt sich der Zieleinlauf an – wo mich
Mami, Heidi & Werni Lüscher auf den letzten Metern nochmals kräftig anfeuern … und mich im Ziel herzlich empfangen! Nach 2h03:12,3 komme ich hinter den beiden OL-(halb?-)Profis Judith Wyder und Sandrine Müller als 3. Frau auf dem Gipfel an! Mit erhobenen Armen laufe ich über die Ziellinie – was mich noch jetzt, während dem Schreiben, zum Lächeln bringt 
Ein grossartig organisierter Lauf in familiärer Atmosphäre, der für jedes Leistungsniveau und Ausdauervermögen etwas zu bieten hat. Von 6,1 über 12 und 16,8 bis zur Halbmarathondistanz von 21,1km kann sich jeder das aussuchen, was für ihn am besten passt! Walker & Runner sind gleichermassen willkommen – und dass es nicht mal Siegerehrungen gibt, unterstreicht zudem, dass das Siegen eben nicht im Vordergrund steht – sondern jede Leistung für sich zählt 
Das Ziel im Hintergrund bei der Mittelstation Im Ziel – mit Mami
Danke dem OK des Arosa Snow Run & Walk – und danke besonders an meine unermüdliche Supporterin Mami und Fans Heidi und Werni, die in der eisigen Kälte für mich (und uns alle) ausgeharrt haben 