Autorin: Melanie Fuchs-Bollenrücher, Fotos: Alphafoto.com & Urs Böllenrücher
Vom 15. Juni 2019
Die Vorbereitungen liefen gut; nach einem verkorksten 1. Quartal im 2019 konnte ich in den letzten zwei Monaten viele km und Höhenmeter sammeln – und war entsprechend öfter auf dem Uetliberg, Stanserhorn, Schnebelhorn und bündner Berge anzutreffen als auf der Sportanlage Wisacher.
Es ist Samstagmorgen, kurz vor neun auf dem Startgelände in Bendern. Es liegt Wettkampf in der Luft, doch es herrscht eine ruhige, nahezu familiäre Stimmung unter den gut 1’000 Startenden (10km Charity-Run, 25km-Lauf und Alpin Marathon). Die Temperaturen sind jedoch schon jetzt kräftig angeheizt: drückende 21Grad unter teils bewölktem Himmel lassen meine Nervosität noch mehr steigen. Doch die Vorfreude ist riesig! Pünktlich um 9Uhr fällt der Startschuss zum 20. Jubiläumslauf!
Die ersten 10km führen flach dem Rhein entlang nach Vaduz, Liechtenstein’s Hauptstadt. Nach der ersten grossen Verpflegungsstation bei km10 geht’s erst richtig los: die nächsten 11km steigen stetig an, vorbei am Schlössle, durch Wälder, über Natur- und Asphaltstrassen, vorbei an Verpflegungsstationen, Zuschauern, Alphornbläsern … es ist hart, ich kämpfe mich mit kleinen Schritten die Strassen hoch und versuche, so lange wie möglich im Laufschritt zu bleiben. Ich glaube – oder hoffe – dass ich nicht die einzige bin, die am beissen ist und mit der Hitze zu kämpfen hat. Auch wenn die Temperaturen mit zunehmender Höhe etwas angenehmer werden, bleibt das Klima sehr durstig.
Endlich geht es ein paar km abwärts in Richtung Steg. Hier ist das Ziel des Halbmarathon Plus; entsprechend viele Zuschauer haben sich hier versammelt und feuern uns Läufer lauthals an! Während sich die 25km-Läufer über die Ziellinie werfen, werden wir Marathonis auf die zweite Streckenhälfte geschickt. Gestärkt vom Handschlag mit Luki, aufmunternden Zurufen von meinem Grosi und Grossonkel, sowie persönlicher Verpflegung von meinem Papi begebe ich mich auf Teil 2 des Rennens. Ich passiere die Zeitmessmatte etwas über der Zeit vom Vorjahr – was vom Kämpfen auf der ersten Hälfte zeugt.
Doch nun scheint es langsam zu rollen. Auf den kommenden 6km, die nur leicht steigend sind, komme ich in einen guten Rhytmus und hole Läufer um Läufer ein – die werden dann am Berg wieder kommen, geht mir durch den Kopf. Denn der Berg kommt noch. Kurz nach km31 geht’s richtig steil hoch, über Wurzeln, Treppen, Steine, schmale Singletrails … bald finde ich mich im marschierenden Steigeschritt, von «laufen» kann nicht mehr die Rede sein. Doch wo sind all die Herren, die ich eben noch überholt hatteJ? Irgendwie alle weg … ich steige den Berg hoch, geniesse oben die traumhafte Aussicht und winke den Alphornbläsern zu, die uns kurz vor dem höchsten Punkt des Laufs empfangen! Bald erreiche ich den besagten «Gipfel», schnappe mir nochmals einen Wasserbecher und nehme die nächsten km runter nach Malbun in Angriff – abwärts rollt es wieder wie von alleine!
Da! Km37. Ich sehe wieder bekannte Gesichter: Luki und Papi feuern mich nochmals kräftig an und schicken mich auf die letzten 5km um den Talkessel. Anders als im Vorjahr weiss ich nun genau, was mich auf diesen km erwartet – kräfteraubendes, stetiges rauf und runter … doch ich mobilisiere nochmals alle Kräfte, spüre Energie zurück in meinen Körper fliessen, ich gebe nochmals alles! Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass ich die Endzeit vom Vorjahr noch unterbieten könnte, obwohl ich bis Steg langsamer unterwegs war! Ich renne was das Zeug hält, den letzten km laufe ich unter 4’! Da stehen schon wieder Papi und Luki, klatschen, rufen – ich geniesse den Zieleinlauf … und springe über die Ziellinie! Geschafft! Ich bin so happy!
Als 2.Frau im Ziel, meine Vorjahreszeit um über 1’ verbessert, der zweite Streckenabschnitt war gar 4’ schneller als im 2018! Überstömt von Glücksgefühlen schwimme ich im Endorphine und strahle über’s ganze Gesicht :-)! Das Erdinger Alkoholfrei steht schon parat, ich geniesse Dusche & Siegerehrung und finde mich bald wieder auf dem Heimweg mit meinem ganz persönlichen Fan-Team! Ein Wahnsinnstag voller Emotionen geht zu Ende…
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