Autor / Foto : Gian Marco Meier

 

 Wegen den sehr späten Weltmeisterschaften in Doha fanden die diesjährigen Schweizermeisterschaften erst Ende August in Basel statt. So konnte sich der grösste Teil des Runningteams mit einem Höhentrainingslager im Engadin optimal auf den wichtigsten nationalen Anlass vorbereiten.

 

Freitag

Die 1500m-Läuferinnen eröffneten die Schweizermeisterschaften am Freitagnachmittag mit ihren Vorläufen. Ein grosses Teilnehmerinnenfeld führte dazu, dass eine Finalqualifikation deutlich schwieriger als in den vergangenen Jahren zu erreichen war. Erfreulicherweise war das LCR-Runningteam gleich mit fünf Läuferinnen am Start.

Völlig unbeeindruckt von dieser Tatsache lancierte Ravenna Gassmann im ersten von 3 Vorläufen bei der 1000m-Marke einen langen Schlussspurt um einen der drei direkten Finalplätze. Souverän gewann Ravenna in einer Zeit von 4:34.37 ihre Serie. Im gleichen Heat lief Lavignia Lovato ein etwas einsameres Rennen. Mit einer Zeit von 4:53.53 gelang ihr zwar ein gutes Resultat, doch leider reichte diese Zeit nicht für einen Finalplatz.

Im zweiten von drei Vorläufen waren gleich drei LCR-Läuferinnen am Start. Selina Fehler als eigentliche 800m-Spezialistin erhielt vom Coach die Aufgabe, erst auf den letzten Metern anzugreifen. Diese Aufgabe löste sie souverän und gewann die Serie in 4:37.81.

Etwas verunsichert war Michèle Wieland. Kann Sie die Läuferinnen mit besseren Saisonbestzeiten in einem Schlussspurt schlagen? Oder sollte sie lieber das Tempodiktat in die Hand nehmen und versuchen, sich über die Zeit für den Final qualifizieren? Nach einem sehr langsamen Start entschied sie sich für die zweite Variante und versuchte, das Tempo zu forcieren. Dies gelang ihr ausgezeichnet, doch auf den letzten 100m musste sich Michèle noch von einigen Läuferinnen überholen lassen. Sie lief in 4:39.29 auf den 5. Rang. Für die Finalqualifikation fehlten lediglich 72 Hundertstel! Annika Vetterli zeigte ein gutes Rennen und lief mit 5:03.27 endlich wieder einmal eine Zeit in der Nähe der 5-Minuten-Marke und verbesserte ihre SB deutlich.

Über 400m Hürden gelang Leana Wanner ein ausgezeichneter Lauf. Mit 65.92 verbesserte Sie ihre persönliche Bestzeit um 6 Zehntelsekunden. Die genaue Videoanalyse zeigt Leana, dass immer noch ein grosses Potential für noch viel schnellere Zeiten vorhanden ist.

Eine Finalqualifikation war für Karin Disch reine Formsache. Sie konnte auf den letzten 100m taktieren und Kräfte für den Final sparen. Mit einer Zeit von 60.54 und dem 2. Rang gelang dies ausgezeichnet.

Den Abschluss des ersten Wettkampftages machten wie schon in den letzten Jahren die 5000m-Läufer. Auch hier war ein grosses Teilnehmerfeld am Start und mittendrin 5 Läufer des LCR. Thomas Curiger, Jannis Schönleber, Timo Suter und Alain Denzler, also gleich vier von unseren schnellen Orientierungsläufern wollten die SM für einen schellen Formtest nutzen, stehen doch bald wichtige Test- und Selektionsläufe auf ihrem Programm. Zudem wollten Sie natürlich zeigen, welche riesigen Fortschritte Sie in den vergangenen Monate gemacht haben. Thomas (14:54.23) und Jannis (15:08.94) blieben nur knapp über ihrer bereits sehr schnellen PB. Timo steigerte sich sogar um über eine halbe Minute auf 15:11.10. Er profitierte dabei von seinem Teamkollegen Alain, welcher das Verfolgerfeld lange anführte und mit einer Zeit von 15:23.36 finishte. Das Rennen dominiert hat jedoch ganz klar der Titelverteidiger Jonas Raess. Nur zwei Tage nach einem schnellen 5000er in Dublin versteckte er sich über weite Strecken im hinteren Teil der Spitzengruppe. Er wartete sehr lange, überraschte dann aber trotzdem mit einem resoluten Angriff 500m vor dem Ziel. Mit einer unglaublich schnellen Runde in 53.8 Sekunden distanzierte er das gesamte Feld und lief einem ungefährdeten Sieg entgegen. Mit einer Zeit von 14:19.88 gelang ihm nach seinen Siegen in den Jahren 2017 und 2018 der Hattrick. Nach dem 5000er und der Siegerehrung war um 22:30h aber leider noch nicht Feierabend – es folgte noch die Dopingkontrolle für den Schweizermeister! So wartete eine kleine Delegation des Runningteam in der bereits stockdunklen Schützenmatte bis in die frühen Morgenstunden…

 

Samstag

Am Samstag eröffneten wiederum die 1500m-Läuferinnen den Kampf um die Medaillen. Nach ihrem souveränen Auftritt im Vorlauf und ausgezeichneten Trainingswerten konnte sich Ravenna zum ersten Mal berechtigte Chancen auf einen Spitzenplatz ausrechnen. Und Selina durfte sich berechtigte Hoffnung auf ihre erste Medaille an Schweizermeisterschaften machen.

Bis zur 800m-Marke lief das gesamte Feld dicht geschlossen. Mitten drin unsere beiden LCR-Läuferinnen. 600m vor dem Ziel lancierte die unschlagbare Favoritin, Delia Sclabas, das Rennen mit einem resoluten Antritt. Rasch zog sich das Feld in die Länge und Selina konnte sich auf der 4. Position einreihen während Ravenna Gassmann an der Innenkante eingeschlossen Meter um Meter verlor. Erst bei der 1000m-Marke konnte Sie ebenfalls reagieren und versuchte mit einem unglaublich schnellen Zwischenspurt nochmals zu Selina aufzuschliessen. Dies gelang ihr beinahe, kostete aber auch entsprechen Körner! So schlug der Hammermann eingangs der Zielgerade unbarmherzig zu! Anstatt einem 4. Rang resultierte am Schluss ein 7. Platz in 4:33.39.

Selina Fehler wählte die sichere Variante und lief die letzte Runde direkt hinter der 3. Läuferin. Sie wusste um ihre Spurtstärke und spielte diese auf den letzten 100m eindrücklich aus. In 4:28.72 gewann Selina ihre erste Medaille an Aktiv-Schweizermeisterschaften. Und dies nicht einmal in ihrer Paradedisziplin!

Karin Disch hatte aufgrund ihrer langsamen Vorlaufzeit die äusserste Bahn der Mitfavoritinnen zugeteilt bekommen. Voll auf sich und ihren eigenen Rhythmus konzentriert, startete Sie gegenüber ihren Konkurrentinnen eher verhalten. Dass Karin aber über das grösste Stehvermögen aller Hürdenläuferinnen verfügt, zeigte die unwiderstehliche Zielgerade, auf welcher Sie bis auf den 3. Platz stürmte und so dem LCR die dritte Medaille bescherte. Mit der Zeit von 59.33 blieb Karin nur ganz knapp über ihrer PB. Unglaublich, welche Entwicklung Karin im letzten Jahr gelang. Noch vor einem Jahr chancenlos auf einen Finalplatz – und 12 Monate später ein solch souveräner Auftritt!

 

Eine goldene und zwei bronzene Auszeichnungen – dies ist sicherlich die beste Ausbeute, die dem LC Regensdorf je an einer Schweizermeisterschafen gelang. Diese Medaillen und die guten Resultate des gesamten Team lassen auf viele weitere Medaillen an den folgenden Meisterschaften (Staffel, Nachwuchs und Team) hoffen.

Jetzt geht es aber für die drei MedaillengewinnerInnen erst einmal international an den Start! Karin und Selina haben je einen Startplatz bei Weltklasse in Zürich bekommen und Jonas wurde für einen Start beim Meeting Gala dei Castelli in Bellinzona und danach sogar zum Diamond League Meeting in Brüssel eingeladen!

 

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