Autorinnen: Karin Disch und Michelle Gröbli; Fotos: Athletix.ch

Wieder eine erfolgreiche SM für den LC Regensdorf: Michelle Gröbli erfüllte mit einem super Lauf über 400m die Limite für die U23-Europameisterschaften. Zudem konnte Jonas Raess seinen fünften Schweizermeistertitel in Folge über 5000m verteidigen. Ein erstes Mal Gold an einer Outdoor SM bei den Aktiven gab es für das LCR-Runningteam-Mitglied Robin Oester (LV Thun). 

Nachdem es wegen den Corona-Einschränkungen sehr lange nur getrennte Wettkämpfe für Kader-/Nachwuchsathleten und Nicht-Kader Athleten gab, konnte die SM nun doch in einem normalen Rahmen und mit Publikum durchgeführt werden. Nebst der Limite gab es allerdings auch noch eine Teilnehmerbeschränkung pro Disziplin, so dass in den meisten Laufdisziplinen nur 24 Teilnehmer starten konnten. Trotz dieser Einschränkung konnte der LCR eine 15-köpfige Delegation nach Langenthal an die dreitägige SM schicken.  

Freitag: 

Den Auftakt in dieses lange Wettkampfwochenende machte am Freitagabend die Nachwuchsathletin Trinity Eberhard mit ihrem Vorlauf über 800m. Für die U18 Athletin war dies die erste Schweizermeisterschaft bei den Aktiven. Für sie ging es in erster Linie darum, Erfahrung bei den Grossen zu sammeln und bei einem passenden Rennverlauf möglichst ihre Persönliche Bestzeit anzugreifen. In einem stark besetzten Vorlauf zeigte sie ein engagiertes Rennen: Auf der ersten Runde lief sie mutig im Feld mit, musste dann jedoch etwas für die schnelle Anfangspace büssen. Mit 2:19.74 verpasste sie zwar ihre PB um einige Sekunden, konnte aber wertvolle Erfahrungen für die Zukunft an einem Meisterschaftsrennen sammeln. 

Als nächstes gingen unsere Mittelstreckenjungs über 1500m an den Start. Der LCR war mit Dominik Reich, Loris Pellaz und Omid Shams gleich dreifach vertreten. Für Dominik Reich ging es als 10. der aktuellen Schweizer Saisonbestenliste darum, sich die direkte Finalqualifikation zu sichern. Trotz eines unruhigen Rennens mit vielen Positionskämpfen, hatte Domi am Schluss noch genügend Körner übrig, um sich den 5. Rang zu sichern und konnte so seine Zielsetzung erfüllen. Loris Pellaz, welcher vor einer Woche die Limite für die U23-Europameisterschaften über 3000m Steeple erfüllt hatte, absolvierte über die 1500m einen Schnelligkeitstest. Nach einem eher verhaltenen Start wurde das Rennen an der Spitze schnell gemacht. Loris konnte dieser Pace aber folgen und lief in 3:54.78 eine neue PB und schaffte die Finalqualifikation über die Zeit. In seiner erst zweiten Saison war für Omid Shams schon die Erfüllung der SM Limite ein schöner Erfolg. In der gleichen Vorlaufserie wie Loris konnte er in 4:01.83 bis auf 1.5 Sekunden an seine PB heranlaufen und erste Erfahrungen an einer Schweizermeisterschaft sammeln.  

Etwas später machte sich Karin Disch für ihren Vorlauf über die 400m Hürden bereit. Nach schnellen ersten 300m hatte sie einen genügend grossen Vorsprung herausgelaufen und konnte auf den letzten 100m etwas Kräfte sparen. Sie qualifizierte sich mit einer Zeit von 59.58 Sekunden als Erste ihres Vorlaufs souverän für den Final vom Samstag. 

Den Abschluss des ersten Tages machte Jonas Raess im Final über die 5000m. Als klar Saisonschnellster ging Jonas als grosser Favorit ins Rennen. Die taktische Vorgabe seines Trainers aus Manchester konnte er perfekt in die Tat umsetzen: Lange Zeit lief er in der Spitzengruppe mit, ehe er drei Runden vor Schluss das Zepter in die Hand nahm und das Tempo schrittweise verschärfte, so dass Konkurrent um Konkurrent den Anschluss verlor. Einzig der nicht medaillenberechtige Dominic Lobalu konnte ihm auf der letzten Runde noch folgen. Die beiden lieferten sich bis zur Ziellinie ein packendes Duell, welches Jonas mit dem Minimalvorsprung von einer Tausendstel Sekunde für sich entscheiden konnte. Damit sicherte er sich sowohl den Tagessieg als auch den fünften Schweizermeister-Titel in Folge. Der schnelle letzte Kilometer in 2:29 Minuten und die eindrückliche Schlussrunde in 56 Sekunden zeigen, dass die Vorbereitung im Hinblick auf sein grosses Saisonziel, den Olympischen Spielen in Tokyo, stimmt.  

Samstag: 

Nach einer für die Coaches kurzen Nacht startete der zweite Wettkampftag für den LCR mit den Vorläufen der Frauen über 400m. Mit Michelle Gröbli und Deborah Steinlin standen zwei Athletinnen am Start, welche beide noch den Nachwuchskategorien angehören. Michelle Gröbli ging das Rennen sehr schnell an und schaffte so ein kleines Kunststück: Sie lief in diesem Rennen gleich vier «PBs», denn sie lief sowohl bei der 100m Marke, den 200m und 300m schneller durch als ihre PB über die jeweilige Distanz. Doch es kommt noch viel besser, denn mit 55.00 Sekunden erfüllte sie die U23-EM-Limite auf die Hundertstel genau! Sie konnte so ihre PB um weitere 28 Hundertstel senken und ist somit bereits unglaubliche 1.5s schneller als letztes Jahr! Dies ist über die 400m Distanz eine halbe Weltreise. Bei den U23 Frauen herrscht im Moment vor allem im 400m eine sehr hohe Leistungsdichte (Michelle ist die sechste Athletin, welche die Limite erfüllt hat) und da an einem solchen Grossanlass nur drei starten dürfen, wurde Michelle leider nicht selektioniert. Wir sind aber trotzdem unglaublich stolz auf Michelle – umso mehr, wenn man ihre Geschichte kennt: Bereits mit 14 Jahren lief sie die 400m unter 58 Sekunden und somit schon sehr nahe an die Limite für die EYOF und die U18 EM. Die Erfüllung dieser Limiten erschien nur noch eine Frage der Zeit. Allerdings lief es ihr dann in den folgenden Jahren nicht mehr wie gewünscht und sie verpasste beide Limiten sehr knapp. Bis vor knapp zwei Jahren stagnierten ihre Leistungen und sie lief immer Zeiten im Bereich von 57-58 Sekunden. Dies, obwohl sie im Training sehr deutliche Fortschritte gemacht hat und sie wusste, dass es eigentlich schneller gehen sollte. Aber in dieser langen Durststrecke zeigte sie ihren grossen Durchhaltewillen, trainierte fleissig weiter und liess sich trotz allem nicht demotivieren. Das zahlt sich mit der Erfüllung der Limite nun zum Glück umso mehr aus. Michelle ist so auch ein riesiges Vorbild für alle jungen Talente. Auch wenn es dieses Jahr leider noch nicht für die Selektion gereicht hat sind wir sicher, dass sie sehr bald zu ihrem Auftritt im Nationaltenue kommen wird, vor allem da sie auch noch an der nächsten U23-EM in zwei Jahren startberechtigt ist. 

Als zweite Athletin am Start von den 400m Vorläufen stand Deborah Steinlin. Mit Jahrgang 2004 ist sie die Zweitjüngste unserer SM Delegation und ebenfalls zum ersten Mal an einer SM bei den Aktiven dabei. Auch sie zeigte eine grossartige Leistung: Mit einer Zeit von 57.03 läuft sie nicht nur bereits die fünfte PB in ihrem erst fünften Rennen über 400m, sondern schiebt sich mit dieser Zeit auch gleich auf Rang 3 der Schweizer Saisonbestenliste in der U18 Kategorie. Wir sind sehr gespannt wohin die Reise bei ihr noch führen wird. 

In den 800m Vorläufen der Männer standen gleich vier Athleten im Einsatz, welche im LCR-Runningteam trainieren, jedoch (noch ;-)) nicht in den LCR-Farben starten. Robin Oester (LV Thun), welcher die Schweiz letzte Woche an der Team EM über 800m vertreten hatte, startete klar als Favorit in das Rennen. 200m vor dem Ziel übernahm er die Spitze und verteidigte diese bis am Schluss, um sich in 1:53.08 souverän für dem Final zu qualifizieren. Sein Thuner Clubkollege, Guilherme Santos, war in seinem Lauf in einige Rempeleien verwickelt, zeigte aber einen starken Schlusssprint und erreichte das Ziel in einer guten Zeit von 1:53.59. Damit verpasste er den Finaleinzug um winzige drei Hundertstel! Timo Roth (US Yverdon) wollte sich mit einer schnellen Zeit für den Final qualifizieren, weshalb er früh im Rennen die Spitze übernahm und für Tempo sorgte. Am Ende reichten seine Kräfte leider nicht mehr ganz aus und er verpasst mit einer Zeit von 1:55.66 leider die Finalquali. Matthias Schöpfer (STV Sempach) zog nicht den besten Tag ein und lief eine Zeit von 2:00.77. 

Kurz darauf standen die 1500m Vorläufe der Frauen auf dem Programm, wo der LCR mit drei Läuferinnen vertreten war. Lea Laib stand nach 9 Jahren und etlichen Verletzungen endlich wieder an der Startlinie einer SM. Sie lief ein taktisch kluges Rennen, war stets vorne im Feld dabei und diktierte auf der letzten Runde das Feld von vorne. Mit einer starken Zeit von 4:29.90, qualifizierte sie sich als Dritte direkt für den Final. Nadine Allemann startete in der gleichen Vorlaufserie wie Lea und konnte lange mit ihr mitlaufen. Zwar reichte es am Ende nicht für dem Finaleinzug, mit 4:35.76 realisierte sie aber eine neue PB und kann mit ihrem Lauf sehr zufrieden sein. Für Lavignia Lovato war die SM das erste Rennen der Saison. Mit 4:47.31 blieb Lavignia nur 3 Sekunden über ihrer PB aus dem letzten Jahr, welche in einem nächsten Rennen definitiv in Reichweite liegt.  

Als nächstes galt es für Karin Disch im 400m Hürden Finale ernst. Ihr Ziel war es in erster Linie, eine möglichst schnelle Zeit zu laufen und sich damit eine gute Platzierung zu sichern. Als Vierte der Schweizer Saisonbestenliste lag auch eine Medaille nicht ganz ausser Reichweite. Leider stimmte der Rhythmus schon bei der zweiten Hürde nicht mehr und sie konnte so ihre Stärke auf der Zielgerade nicht mehr ausspielen. Mit 59.50 Sekunden und dem 5. Rang erreichte Karin zwar nicht das, was sie sich vorgenommen hatte – wir sind uns aber sicher, dass in einem guten Rennen ihre PB bald erneut fallen wird. 

Den Abschluss des zweiten Wettkampftages bildete das 1500m Finale der Männer mit Loris und Dominik. An der Spitze wurde von Beginn an auf das Tempo gedrückt. Loris liess sich davon nicht beirren und lief ruhig hinten am Feld mit. Diese Taktik zahlte sich aus: Bis zum Schluss konnte er ein sehr regelmässiges Tempo laufen und wurde mit 3:52.56 mit einer zweiten PB innerhalb von zwei Tagen und Rang 8 belohnt. Dies zeigt, dass seine Form hinsichtlich der U23-EM definitiv stimmt. Dominik lief zu Beginn vorne im Feld mit. Er merkte jedoch schon bald, dass seine Beine nicht mehr ganz frisch waren und musste nach 600m eine Lücke aufgehen lassen. Mit 3:55.36 und Rang 10 erreichte er aber trotzdem noch eine gute Zeit, welche nur knapp über seiner PB liegt. 

Sonntag: 

Mit Lea und Robin waren am Sonntag noch zwei Athleten in Einsatz. Im Final über 1500m wurde von Beginn an ein sehr schnelles Tempo angeschlagen. Lea gelang ein sehr starker Auftritt und sie konnte den Anschluss an die Spitze lange halten. Nach einem packenden Kampf auf der Zielgerade konnte sie sich nicht nur den starken sechsten Rang sichern, sondern gleich auch noch eine neue PB von 4:28.44 nach Hause nehmen. Auch wenn dieses Resultat noch nicht ganz den Ansprüchen von Lea entspricht, konnte sie endlich zeigen, wie viel Potential immer noch in ihr steckt. Mit jedem weiteren Wettkampf kann sie wieder fehlende Wettkampfpraxis erlangen. Und schon bald, werden noch deutlich schnellere Zeiten folgen, da sind sich alle Coaches einig – Bravo Lea! 

Robin trat über 800m als Favorit an. Schnell zeichnete sich ab, dass es ein taktisches und nicht sehr schnelles Rennen werden würde. Robin positionierte sich an zweiter Stelle und liess sich nicht in Positionskämpfe verwickeln. Er behielt die Nerven und setzte erst auf der Zielgerade zu seinem gefürchteten Angriff: Mit einem schnellen Antritt übernahm er die Spitze und lief den Sieg souverän nach Hause. Damit wurde er seiner Favoritenrolle gerecht und feierte seinen ersten Outdoor-Schweizermeistertitel bei den Aktiven! 

Mit diesem Erfolgserlebnis ging die SM für den LC Regensdorf nach drei langen Tagen zu Ende. Für den LCR war es nicht nur hinsichtlich der Leistungen eine sehr erfolgreiche SM, was noch viel mehr Wert ist, war der grosse Teamgeist untereinander: Zahlreiche Trainingskollegen sind zur Unterstützung nach Langenthal gereist, alle PBs wurden gemeinsam gefeiert und enttäuschte Athleten von den anderen wieder aufgepäppelt. Dies zu sehen, macht sehr viel Freude.  

Ein riesiges Dankeschön geht an unsere Coaches Gian Marco, Martin und Ruedi, welche über alle drei Tage im Einsatz standen, uns mit sehr viel Herzblut unterstützt haben und allen Athletinnen und Athleten den bestmöglichen Support boten. Auch für sie waren es drei sehr intensive Tage, wurden sie doch oft zu gleicher Zeit an verschiedenen Orten gebraucht oder durften sich mit dem einten Athleten über seinen geglückten Wettkampf freuen, während sie gleichzeitig einen anderen Athleten wieder aufmuntern mussten. Sie haben einmal mehr das Kunststück geschafft, die Athleten auf den Punkt ready zu bekommen, auch wenn dies öfters eine Nachtschicht für die aufwändige Trainings- und Wettkampfplanung erforderlich machte und wegen Corona sich ihr Aufwand während des ganzen letzten Jahres um ein Vielfaches vergrössert hat. Danka viel viel mol! 

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