Autorin: Joëlle Flück
Bilder: LCR

Samira Schnüriger und Joëlle Flück nahmen am 23. April gemeinsam am Zürich Marathon und der gleichzeitig stattfindenden Marathon-SM teil. Pünktlich um 8 Uhr fiel der Startschuss auf der Quai-Brücke bei angenehmen Temperaturen um die 10 Grad. Auch der Regen hatte zum richtigen Zeitpunkt aufgehört. 

Samira lief mit ihrem Pacemaker, dem ehemaligen Marathonläufer Michael Ott, in ihrer geplanten Pace los. Von Anfang an fühlten sich ihre Beine jedoch nicht super an und sie hat den Rhythmus trotz guter Pace nie richtig gefunden. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die wärmer werdenden Temperaturen waren dann auch nicht hilfreich, das Gefühl zu verbessern. Ab Kilometer 32 ging es plötzlich schnell und die Pace wurde langsamer. Als ihr Pacemaker bei Kilometer 38 ausstieg, wollte sie einfach noch das Ziel als erste Frau der SM-Wertung erreichen. Dies erreichte sie auch in einer dennoch soliden Zeit von 2:41:40 als insgesamt 4. Frau hinter Helen Bekele (ETH) sowie zwei Kenianerinnen. Zudem gewann sie ihren ersten SM-Titel bei der Elite Frauen! Auch wenn die Beine sie an diesem Tag für einmal nicht zu einer neuen Bestzeit trugen, wird dieser wichtige Sieg noch lange in ihrer Erinnerung bleiben. Bedenkt man zudem, dass sie in den letzten Marathons jeweils Bestzeit gelaufen ist und diese Zeit auch im letzten Jahr zu Freudentränen geführt hätten, darf sie ganz sicher stolz auf diesen Lauf an einem nicht ganz so perfekten Tag sein. 

Joëlle ist mit weniger grossen Ambitionen und ohne Pacemaker in das Rennen gestartet. Die letzten Monate gestalteten sich aus gesundheitlichen Gründen schwierig. Erst in den letzten Wochen konnte sie ihre Form von Woche zu Woche steigern und sich mit guten Leistungen über 10 km und im Halbmarathon auch das notwendige Selbstbewusstsein holen. Entsprechend mutig ist sie die erste Hälfte des Marathons angegangen und liess sich vom Gefühl und der Stimmung am Streckenrand leiten. Es lief wunderbar leicht und sie hatte jeweils ein paar Läufer um sich, mit denen sie sich in der Führungsarbeit abwechseln konnte. Ab Kilometer 32 schien der Körper jedoch die Kohlenhydrate über die Verpflegung nicht mehr richtig aufzunehmen. Aufstossen und Magenprobleme plagten sie bis sie bei Kilometer 35 entschied, das Rennen zu verlassen. Der Stillstand schien dem Magen gut zu tun und ihn zu beruhigen. Die vorbeirennenden Läufer motivierten sie zum Weiterlaufen. So entschied sie sich, zumindest bis Kilometer 38, wo ihre Mama stand, zu laufen, egal in welcher Pace. Die Beine haben den Rhythmus schneller wieder gefunden als der Kopf. So kämpfte sie sich, mit Aussicht auf die Silbermedaille an der SM, ins Ziel. Ganz zu ihrem Erstaunen zeigte die Uhr im Ziel 2:46:24 an und sie fragte sich, wie das sein könne. «45 Sekunden bin ich stehengeblieben und danach nur noch gejoggt?» Die Beine rollten anscheinend sehr gut, denn auf die Uhr hatte sie seit Kilometer 35 nicht mehr geschaut. Mit dem Bidon in der Hand ist sie fast bis ins Ziel gelaufen, in der Hoffnung, irgendwann wieder einen Schluck zu nehmen. Der Magen liess es aber nicht zu. Die Zeit liegt nur 38 Sekunden über ihrer Bestzeit vom Eindhoven Marathon. Sie darf damit auch sehr zufrieden sein. Nebst der Silbermedaille an der Marathon SM wurde sie Overall 6. Frau und gewann die SM-Wertung der W35. 

Nach dem mentalen Kraftakt kommen wohl ein paar ruhigere Tage oder Wochen gut gelegen, bevor es dann im Sommer mit dem Aufbau eines Herbstmarathons losgeht.