Autor: Robin Oester

Bilder: Athletix.ch, Sina Laube & Leana Wanner

Die diesjährigen Hallen-Schweizer Meisterschaften der Aktiven fanden abermals im Athletikzentrum St. Gallen statt. Der organisierende Verein, LC Brühl Leichtathletik, erstellte wiederum einen würdigen Rahmen für die Vergabe diverser Medaillensätze. Aus Regensdorfer Sicht stellten sich insgesamt 7 Läuferinnen und Läufer der Herausforderung gegen die nationale Konkurrenz anzutreten. 

1500m Männer

Den Auftakt machten am Samstag Nachmittag die 1500m Läufer mit 2 Serien. Der Modus für den Final lautete 4Q + 1q – die besten vier pro Serie qualifizieren sich somit direkt für den Final und ein Zeitschnellster aus den beiden Vorläufen komplettiert das Feld. Im ersten Lauf wagte Willy (Guilherme) Santos die Flucht nach vorne und führte das Rennen 500 Meter an. Danach übernahm der Lokalmatador Dominic Lobalu, welcher die Konkurrenz schlussendlich für sich entschied. Willy kam erst kürzlich aus dem Höhentrainingslager von Iten (Kenia) zurück und konnte sich noch nicht vollständig von den Trainingsstrapazen erholen. Trotzdem holte er sich ein gutes Gefühl. Wir sind gespannt, was er uns in 2 Wochen auf der Cross-Strecke zeigen kann. Silas Zurfluh wurde im Vorfeld zurecht als grösster Herausforderer von Lobalu gehandelt. Mit seinen 3:41.10 gelaufen in Erfurt, befindet er sich in den Top-3 der ewigen Schweizer Bestenliste. In Jakob Ingebrigtsen’ Manier kontrollierte er die zweite Serie zunächst von ganz hinten, bevor er nach 500 Meter Position um Position gut machte. 400 Meter vor dem Ziel griff Silas an und zog das Feld in die Länge. Schlussendlich qualifizierte er sich als Sieger seines Vorlaufes souverän für den Final.

Schon früh setzten sich im Final die beiden Favoriten Zurfluh und Lobalu vom Rest des Feldes ab. Die beiden Ausreisser wurden jedoch nach einem kräftezerrenden Antritt von Wondimu Bussy gestellt. Auf der letzten Runde musste Silas diesen noch einmal überholen, bevor es zum grossen Showdown gegen Lobalu kam. Silas mobilisierte alle seine Kräfte im Schlussspurt und kam bis auf 4 Zehntelsekunden an den gebürtigen Südsudanesen heran. Mit einer Zeit von 3:49.04 sicherte er sich die Silbermedaille. Bravo Silas!

800m Männer

Nicht weniger als 3 Athleten des Runningteams starteten über die 800 Meter bei den Männern. In vier Serien wurden die 6 Finalisten mit dem Modus 1Q + 2q ersucht. Mit Filippo Moggi wurde der LC Regensdorf sogleich im ersten Vorlauf repräsentiert. Der Tessiner lief taktisch klug an zweiter Position in einem regelmässig gelaufenen Rennen. 100 Meter vor Schluss setzte Filippo zum entscheidenden Spurt an und holte sich mit einem souveränen Sieg das Finalticket für den Sonntag. Als Dritter der Meldeliste war auch für Robin Oester (LV Thun) das Ziel klar: Die Qualifikation führt über den Seriensieg. Von Beginn weg setzte er sich an die zweite Position und behielt diese auch nach einem Führungswechsel 200 Meter vor dem Ziel bei. Genau gleich wie Filippo griff auch er 100m vor der Ziellinie entscheidend an und gewann seinen Vorlauf. In der dritten Serie stand mit Rafael Zimmermann (LC Scharnachtal) ein weiterer Berner Oberländer am Start. Das Rennen begann hektisch mit zügigen ersten 200 Metern und vielen Versuchen, doch noch über die Zeit weiterzukommen. Dafür hätte in diesem Fall eine Zeit von 1:53.36 unterboten werden müssen. Rafael hielt sich gut an dritter oder vierter Stelle. Leider brach das Tempo auf den letzten 500 Metern etwas zusammen, was eine Top-Zeit verunmöglichte. Trotzdem hielt sich Rafael wacker und erreichte die Ziellinie in 1:55.75. Er unterstrich damit abermals seine gute Form, die er sich mit hartem Wintertraining erarbeiten konnte.

Im grossen Finale war das Runningteam somit doppelt vertreten. Filippo und Robin sprachen sich im Vorfeld über eine mögliche gemeinsame Taktik ab und versuchten das Rennen langsam zu gestalten, was den beiden sprintstarken Athleten entgegenkommen würde. Die Taktik musste jedoch bereits nach 150 Meter angepasst werden, weil Elia Triaca einen Frontlauf wagte. Nach einem zügigen Start fanden sich die zwei Protagonisten plötzlich auf Position 4 und 5 wieder. Als nach 500 Metern der zweite Startschuss fiel, konnte sich Robin geschickt im Windschatten der beiden Mitfavoriten Louis Low-Beer und Ramon Wipfli verstecken. Diese Position hielt er geduldig bis auf die Zielgerade, wo er zum entscheidenden Schlussspurt ansetzte. Die Athleten schenkten sich bis zum letzten Meter nichts, wobei Low-Beer 40 Meter vor dem Ziel die Segel streichen musste. Robin entschied das Rennen auf der Ziellinie in 1:50.41 für sich und holte sich 1 Hunderstelsekunde vor dem U20-EM Vizemeister die Goldmedaille. Filippo zeigte sich kämpferisch, erreichte das Ziel auf dem sechsten Platz und deutete damit an, dass mit ihm an Meisterschaften zu rechnen ist. Super gemacht, Jungs!

800m Frauen

Mit Michelle Gröbli und Fanny Goy war der LCR auch bei den Frauen stark vertreten. Michelle, die 400 Meter-Spezialistin, fokussierte sich in dieser Hallensaison das erste Mal auf die doppelte Laufdistanz, und wie. Mit ihrer persönlichen Bestzeit von 2:04.26 – gelaufen dieses Jahr in Lyon – meldete sie bereits im Vorfeld ihre Ambitionen klar an. Der Modus bei den Frauen hiess 2Q + 0q. Im zweiten von drei Vorläufen bekam sie es mit Lore Hoffmann (athle.ch) zu tun. Da niemand das Zepter des Handels in die Finger nehmen wollte, gestaltete sich das Rennen äusserst langsam. Trotz wenig Erfahrung in solchen Läufen, verhielt sich Michelle äusserst abgeklärt. Immer an zweiter Stelle laufend, machte sie es den Männern gleich. Als sich 140 Meter vor Schluss die Spreu vom Weizen trennte, reagierte Michelle mit einem fulminanten Antritt und übernahm die Führung. Diese gab sie bis ins Ziel nicht mehr her. Mit ihrem Lauf sendete sie ganz klar das Signal, dass sich die Top-Favoritinnen nicht alles erlauben können. Im letzten Vorlauf startete die für den LC Regensdorf laufende Luxemburgerin Fanny Goy. Sie bekam es ihrerseits unter anderem mit Audrey Werro und Fiona von Flüe zu tun. Bei der ETH Master-Studentin ging es primär darum, eine gute Zeit und wichtige Erfahrungen zu sammeln, da sie im allfälligen Final nicht mehr startberechtigt gewesen wäre. Fanny startete mutig und heftete sich zwischenzeitlich an die Fersen der beiden Favoritinnen. Mit einem beherzten Auftritt erreichte sie das Ziel in 2:16.57 und einer neuen persönlichen Bestleistung. Wir sind gespannt auf ihre Outdoor-Saison.

Die enorme Dichte bei den Frauen über 800 Meter ist schon länger ein aktuelles Thema. Es erstaunte somit nicht, dass dieses Finalrennen auch als selektionsrelevant eingestuft wurde, da mehrere Athletinnen die Minimalvoraussetzungen für internationale Meisterschaften erreicht hatten. Michelle fand sich in dieser hochkarätigen Konkurrenz wieder. Sie zeigte ein engagiertes Rennen im Rücken von Rachel Pellaud um möglichst wenige Meter zu verschenken. Ihr kam jedoch das hohe Anfangstempo etwas weniger entgegen und sie musste gegen Ende etwas federn lassen. Trotzdem kann Michelle mehr als stolz sein über ihre Leistung. Nicht nur an diesen Meisterschaften, sondern über die ganze Hallensaison hinweg zeigte sie unglaublich starke Wettkämpfe. Inwieweit dieser Abstecher zu den 800 Metern nur ein Experiment war, wird die nahe Zukunft zeigen. Ihr Potential hat die Studentin jedoch angedeutet. Wir sind gespannt.

Deutsche Meisterschaften Dortmund

Neben den Schweizermeisterschaften fanden auch diverse andere nationale Titelkämpfe statt. Unter anderem wurden in Dortmund die Deutschen Meisterschaften ausgetragen. Mit dabei waren mit Franziska (Franzi) Schindler und Adrian König-Rannenberg auch zwei Athleten des Runningteams, welche beide über 1500 Meter an den Start gingen. Franzi trat dieses Jahr eine Weiterbildungsstelle in Zürich an und besucht seitdem regelmässig die Trainings auf dem heimischen Wisacher. Dass sie einen grossen Leistungssprung gegenüber dem Vorjahr machen konnte, zeigte sich nicht nur in starken Trainings sondern auch in diversen PBs an Wettkämpfen. So verwunderte es nicht, dass sie zu ihrem ersten Final-Debut an Deutschen Meisterschaften kam und sogleich als 9. den Wettkampf beschloss. Die 4:22.69 bedeuteten zudem neue persönliche Bestleistung. Bravo Franzi! Auch Adrian hatte eine traumhafte Hallensaison hinter sich gebracht. Mit seinen 3:47.29 konnte er sich berechtigterweise Hoffnungen für die Finalqualifikation machen. Im taktischen Rennen reichte es schlussendlich nicht ganz für eben diese. Trotzdem darf Adrian mit seiner Saison mehr als zufrieden sein.

Der Runningteam-Staff wurde dieses Jahr erstmalig von einem Sport-Physiotherapeuten des SkillLabs ergänzt. Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei Silvan Küng für die Förderung der Regeneration unserer Athleten bedanken! Ausserdem sorgten an beiden Tagen diverse stimmungsmachende Unterstützerinnen und Unterstützer für eine unglaublich tolle Schweizermeisterschaft. Ein grosser Dank geht zu guter Letzt an Gian und Ruedi für die Betreuung vor Ort. Ihr sorgt dafür, dass sich unsere Athleten voll auf den Wettkampf fokussieren können und optimal eingestellt sind.